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Als Wolf Erichson 1969 mit SEON sein eigenes Alte Musik- Label gründete, war dieser Schritt ein gewisses Wagnis. Andererseits besaß Erichson dank seiner bisherigen Produzententätigkeit für die Teldec beste Kontakte zu den Stars der Szene, etwa zu Gustav Leonhardt, Frans Brüggen und zu den Kuijken-Brüdern. Mit ihnen, aber auch mit Neuentdeckungen wie Paul van Nevel und seinem Huelgas Ensemble brachte Erichson so in den nächsten elf Jahren mächtig neuen Schwung in die Alte Musik-Szene. Über 120 Produktionen hat er veröffentlicht, mit denen man das Repertoire- Fundament legte für das heutige Interesse für die Musik des Mittelalters und der Renaissance. Da pflegte Konrad Ruhland mit seiner capella antiqua München nicht nur die Gregorianik, sondern spürte den deutschen Psalm-Komponisten Thomas Stoltzer auf. Paul van Nevel brachte sein atemberaubendes „Orfeo“-Porträt heraus. Und Countertenor René Jacobs sorgte bei Monteverdi genauso für Wonnen wie bei Songs von William Lawes. Dreh- und Angelpunkt aber war der Dirigent, Cembalist und Organist Gustav Leonhardt. „Er war für mich der überragende Kenner der Barockmusik überhaupt“, so Wolf Erichson im Booklet- Interview, das er anlässlich der jetzt umfangreichen, einfach beeindruckenden SEON-Collection gegeben hat. Und wenngleich die jetzt ausgewählten Einspielungen ein qualitativ makelloses Spektrum quer durch vier Jahrhunderte, bis Mozart und Haydn bieten, so ist Erichson doch eine Aufnahme ganz besonders ans Herz gewachsen: Bachs „Brandenburgische Konzerte“ von 1976/77 mit u.a. Sigiswald Kuijken, Frans Brüggen, Bob van Asperen – und selbstverständlich Leonhardt.
Guido Fischer, 06.09.2014, RONDO Ausgabe 4 / 2014
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