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Eigentlich ist es ja ein bisschen paradox: Da versammeln sich Musikerinnen und Musiker, um die vielfältigen Kulturen der legendären Seidenstraße zu klingendem Leben zu erwecken, sie selbst aber bewegen sich gar nicht fort wie die alten, zwischen Asien und Europa wandernden Kaufleute, sondern sie verbleiben gewissermaßen als residierende Künstler in einer einzigen Stadt, die dann auch gar nicht an der Seidenstraße liegt: in Chicago. Dort konzentrierte sich das Silk Road Ensemble unter der Leitung von Yo-Yo Ma zwischen Juni 2006 und Juni 2007 auf eine intensive Zusammenarbeit mit dem Chicago Symphony Orchestra, begleitet von so vielfältigen Events: alles vom Konzert über Lesungen bis zur Ausstellung zum Thema Seidenstraße. Die musikalische Zusammenarbeit dokumentiert diese CD.
Der Klarinettist David Orlowsky spielte erst drei Jahre lang Klarinette, und er war erst 16 Jahre alt, als er Altmeister Giora Feidman auffiel, woraufhin der Altmeister den heute 25-Jährigen in die Geheimnisse des Klezmer einführte. Die 1997 gegründete Gruppe „David Orlowskys Klezmorim“ hat längst ihren eigenen Weg gefunden, um die Traditionen des Klezmer in eine eigene Form der Kammermusik und des Jazz zu verwandeln – auf der Grundlage eigener Kompositionen Orlowskys und des Kontrabassisten Florian Dohrmann.
Dass der Einsatz der Countertenorstimme nicht bei Händel aufhört, hat sich schon herumgesprochen. Und auch Experimente, sie mit Pop-Elementen zu verbinden, gibt es einige. Besonders ambitioniert ist aber die Live-CD, die der Counter Andreas Scholl zusammen mit seinem Kollegen Orlando vorlegt. Hier erwartet den Hörer eine wahre Traumwelt aus Stimmenglanz, den Klanglandschaften eines großen Sinfonieorchester und Pop – komponiert von Scholl und Orlando.
Not macht erfinderisch: Als der Countertenor Lawrence Zazzo auf der Hochzeit eines Freundes unter freiem Himmel singen musste und nur ein Saxofonquartett als Begleitung zur Verfügung stand, bearbeitete er kurzerhand ein Lied von Purcell – und das Ergebnis war eine bis dahin unerhörte Mischung aus Holzbläserklang und Stimme. Zazzo war so begeistert, dass er dieser bisher wohl nie da gewesenen Besetzung seine ganze CD „Byrdland“ widmet, auf der die melancholischen Songs eines Dowland, Byrd, Gibbons und Purcell in ganz eindringlichem Licht erscheinen.
Im Februar 1956 begeisterte ein damals fast unbekannter junger Tenor namens Fritz Wunderlich als Tamino in Stuttgart. Der Durchbruch verschaffte ihm seinen ersten Plattenvertrag. Der Weg war frei für die Dokumente, die hier als frühe Aufnahmen des legendären Sängers versammelt sind: die deutsch gesungenen „Bohème“- und „Cavalleria rusticana“-Querschnitte vom Sommer 1956, die „Butterfly“ zwei Jahre später, außerdem „Fledermaus“, „Zauberflöte“ und vieles mehr. Die Dokumente werden ergänzt durch einen unterhaltsamen Einführungstext des Opernkenners Thomas Voigt, in dem man unter anderem erfährt, wie Wunderlich durch einen Verkehrsunfall seiner zukünftigen Ehefrau das Ja-Wort entlockte und warum er bei der „Bohème“- Aufnahme zum Teil vom Blatt singen musste.
Oliver Buslau, 19.07.2014, RONDO Ausgabe 4 / 2007
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Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr