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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Giuseppe Maria Orlandini, Pietro Torri, Antonio Vivaldi, Georg Friedrich Händel, u.a.

Catharsis (Opernarien)

Xavier Sabata, Armonia Atenea, George Petrou

Aparté/harmonia mundi AP143
(66 Min., 9/2015)

Nein, hier macht sich kein großer Grunzer fürs nächste Bärchentreffen fertig, und hier schaut auch keine Comic-Realfigur photogeshopt mit stechenden Pupillen aus triefendem Nass hervor. Der provokative Warmduscher, der zwar ein wenig aggro blickt, aber sich bereits mit seinen ersten Herzenstönen als ein ganz Lieber, Bewegter, emotional Aufgewühlter erweist — es ist der katalanische Countertenor Xavier Sabata. Obwohl der auf der Bühne einen Brocken von Mann vorstellt und auch schon einige Solo-CDs vorgelegt hat, steht er noch immer ein wenig im Schatten seiner berühmteren Fachkollegen. Wohl weil er, der auch viel zeitgenössische Musik singt und auch als Schauspieler auftritt, meist bei der Rollenverteilung in den großen Barockopern nur die zweite Geige spielen darf, gern die verschlagenen Schurken abbekommt. Auf „Catharsis“ aber, seiner dritten Solo-CD nach „Bad Guys“ und „I dilettanti“ bei Aparté, darf er auch charakterlich aus dem Vollen schöpfen. Von gut bis schlecht, zart bis zornig ist alles dabei. Vor allem darf er seine Helden in Extremzuständen der Gefühle wie Furcht, Wut und Mitleid vokal einfangen, dann eben, wenn in der Oper die Katharsis eintritt, die nach der griechischen Dramentheorie (zu) späte Erkenntnis, das Durchschauen tragischer Konstellationen, wohlmöglich noch ihr glücklicher Ausgang. Dafür hat sich der 41-Jährige mit dem beweglichen Vibrato und der farbenreich voluminösen Stimme meistenteils unbekannten Arienkostbarkeiten von Orlandini, Conti, Torri, Ariosti, Caldara und Sarro herausgesucht, aber auch Hasse, Händel und Vivaldi liegen im Titelkörbchen. Xavier Sabata reißt den Hörer mit auf eine so irrwitzige wie sensitive Achterbahnfahrt des Ausdrucks, sekundiert mit schartigem Bogenstrick und harschen Dynamikwechseln von Armonia Atenea unter George Petrou. Danach ist wirklich ein eiskalter Schauer fällig.

Matthias Siehler, 15.04.2017


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