Seon/Sony SB2K 61789
(88 Min., 06/1972) 2 CDs
Gestalten des Übergangs lassen sich in sehr unterschiedlicher Weise einordnen. Besonders auffällig ist dies bei den Komponisten der oft als "Sturm und Drang" betitelten Frühklassik: Da ist es nicht zuletzt Sache der Interpreten, ob sie etwa Carl Philipp Emanuel Bach mehr in Richtung des Spätbarock oder eher in Richtung der musikalischen Klassik rücken. Als Gustav Leonhardt anno 1972 für Wolf Erichsons Label Seon Carl Philipp Emanuel Bach aufnahm, kam dies zunächst einmal einer Ausgrabung gleich. Noch der Beiheft-Text zur jetzt von Sony digitalisierten und neu edierten Einspielung zählt den zweitältesten Bach-Sohn zu den "vergessenen Meistern" und wirft sich kräftig für den so genannten empfindsamen Stil als Vorboten der Romantik ins Zeug.
Was schließlich Gustav Leonhardt auf Cembalo, Fortepiano und Clavichord spielt, ist vor allem unter dem Gesichtspunkt einer Aufführungspraxis interessant, die in den letzten Jahrzehnten einem rasanten Wandel unterworfen war: Extreme, wie sie heute etwa bei Andreas Staier oder auch schon bei Ton Koopman gängig sind, wagt Leonhardt nirgends. Sehr behutsam formuliert er aus, und sein eher struktur- denn empfindungsbetontes Spiel lässt den Sprössling eher als Nachfahren des (Über-?)Vaters denn als Vorfahren eines Neuen erahnen. Demjenigen, der aufführungshistorische Dokumente sammelt, sei die Doppel-CD trotzdem empfohlen.
Susanne Benda, 01.09.2007
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr