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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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The Beautiful Day – Kurt Elling Sings Christmas

Kurt Elling

OKeh/Sony 88985346772
(55 Min.)

In dem Leben jedes Jazzsängers gibt es diesen einen kritischen Moment: Er muss ein Weihnachtsalbum aufnehmen. Aber Kurt Elling, dem Kollegen wie Branford Marsalis die beweglichste und anpassungsfähigste Stimme der Jazzwelt bescheinigen, wäre nicht Kurt Elling, wenn er dafür keine originelle Lösung fände. Und die heißt: Exorzismus.
Wie ein Austreiben der alten muffigen Liedgeister wirken jedenfalls die ersten Minuten von „The Beautiful Day“. In einem kunstvoll verflochtenen Medley lässt Elling da einige der berühmtesten Weihnachtslieder kurz anklingen, nach dem Motto: So, das hätten wir jetzt hinter uns und können uns wichtigeren Dingen zuwenden. Postwendend stürzt sich der Sänger in den Meta-Feiertagssong „Sing A Christmas Carol“ aus dem vergessenen Filmmusical „Scrooge“ aus dem Jahr 1970 – mit butterweich-geschmackvollen Bläsersätzen, temperamentvollem Schlagzeug (Kendrick Scott) und ausgedehntem Sopransaxsolo (Jim Gailoretto).
Keine Frage: „The Beautiful Day“ zeichnet die ungewöhnliche Songauswahl aus. „Same Old Lang Syne“, ein Song des Softrockers Dan Fogelberg, steht da neben einem von Elling winterdüster betexteten Wiegenlied Edvard Griegs („The Michigan Farm“), ein krummtaktiger Soul-Schunkler aus der Feder Donny Hathaways („This Christmas“) wechselt sich mit moderner Kammermusik („The Snow Is Deep On The Ground/Snowfall“) und hierzulande unbekannten US-Weihnachtsweisen mit bemerkenswert weltoffenen Gesangszeilen ab („Some Children See Him“).
Und selbst, wenn Elling dann doch einmal bekanntere Weisen intoniert – „We Three Kings“ etwa, „Good King Wenceslaus“ oder „Little Drummer Boy“ –, dann jeweils mit dezidiert eigenem Ansatz. Mal schmuggelt er Textstücke von Tori Amos in die Songs, mal scattet er im Duett mit Drummer Scott wie bei einer New-Orleans-Parade, mal löst er alles in wie Schneeflocken rieselnde impressionistische Klangwolken auf.
Pop, Swing und sogar gregorianische Gesänge verbindet der 49-Jährige dabei mühelos und spielerisch zu einem zeitlos klingenden Adventskranz – da darf dann zum Schluss auch mal ein Auftritt seiner kleinen Tochter liebreizend auf die Tränendrüse drücken.

Josef Engels, 10.12.2016


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