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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Simon Keenlyside ist ein Papageno zum Knuddeln; sein einzigartiges anrührend-komisches Talent geht außerdem einher mit einer gesanglichen Ausnahme-Begabung, verfügt Keenlyside doch über eine sonore Baritonstimme ohne jegliche Höhen- oder Tiefenprobleme. Er verkörpert Mozarts Vogelfänger als genau jenen Sympathieträger, als der er auch musikalisch in der Partitur angelegt zu sein scheint - entgegen aller Versuche in der jüngeren und älteren Fachliteratur, diese Figur zum willenlosen Deppen und Simpel herabzuqualifizieren.
Überhaupt kommen in David McVicars zurückhaltender Inszenierung mit einem am 18. Jahrhundert orientierten Bühnenbild von John F. Macfarlane die einzelnen Charaktere und ihr musikgetragenes Miteinander ("Wir wandeln durch des Tones Macht froh durch des Todes düstre Nacht") hervorragend zur Geltung. Eine vortreffliche Leistung erbringt neben Keenlyside auch Diana Damrau als Königen der Nacht: Besonders in ihrer zweiten Arie schlägt sie, stimmlich ohnehin hervorragend disponiert, durch intensiven mimischen Ausdruck den Zuschauer in den Bann. Ein dritter Höhepunkt jenes Abends im Januar 2003 war Dorothea Röschmann als Pamina: Ursprünglich mit Alter Musik groß geworden, offenbart sie in Rollen wie dieser mittlerweile eine lyrische Strahlkraft, die an Vorgängerinnen wie Lucia Popp oder Gundula Janowitz erinnert.
So viel Glück kann nicht ungetrübt bleiben: Zu bedauern ist vor allem Franz-Josef Seligs etwas desolater Zustand, hatte dieser grandios begabte Bass doch einst als fulminanter Oratoriensänger begonnen und zeigt nun im mittleren Alter schon dauerhafte Spuren der stimmlichen Überlastung. Etwas blass bleibt leider auch Will Hartmann als Tamino; auch scheint er diese live mitgeschnittene Aufführung in Covent Garden nicht ganz so gut durchgehalten zu haben, denn am Ende häufen sich die vokalen Schärfen.
Colin Davis, der Dirigent der Aufführung, kommt neben Regisseur und Bühnenbilder in den "Extra Features" recht ausführlich zu Wort hinsichtlich seiner Erfahrungen mit Mozarts frühem Finale auf dem Gebiet der Oper. Davis ist altersweise genug, vor allem den humanistischen Aspekt dieses Menschen versöhnenden Stücks im Blick zu haben, anstatt sich über Brüche in der Handlung oder freimaurerische Verschwörungen auszulassen. Der Aufführung kommt diese abgeklärte Sichtweise sehr zu Gute.

, 01.09.2007


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