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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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A Love Supreme/Universal Tone

Ka Ma Quartet

Neuklang/in-akustik 0584141
(63 Min., 2/2016)

Auf den zweiten Blick ist gar nicht so abwegig, was wie ein Sakrileg erscheint: Das Quartett der Tenorsaxofonistin Katharina Maschmeyer steckt seine Interpretation von John Coltranes spirituellem Jahrhundertwerk „A Love Supreme“ in eine Hülle, die quasi als lebendes Bild die Ikonografie von John McLaughlins „The Inner Mounting Flame“, eines der Schlüsselwerke des Rockjazz, aufgreift. Als Laughlins Mahavishnu Orchestra das besagte Album 1971 einspielte, erschien schon damals dem eher rockorientierten Hörer diese Musik als Übersetzung des 1965 bei Coltrane dunkel beschworenen Gottesglaubens in eine vertrautere, unverbindliche Spiritualität; drückte sich bei Coltrane die Glaubenskraft in schierer physischer Energie aus, so loderte die Spiritualität bei McLaughlin aus massiven Klangwänden, die aus ebenso massiven Verstärkertürmen erstanden. Die triolenbasierten, sich immer neu auftuenden polyrhythmischen Abgründe eines Elvin Jones waren nun zu komplexen, binär flächigen Klangteppichen verdichtet.
Hier setzt das nachgeborene Ka Ma Quartet an und spielt die „Coltrane Suite“ mit einem Mahavishnu Angang. Neben der Leaderin agieren Nils Polheide an Gitarre und E-Bass, Pilipp Rüttgers an den Keyboards, Jens Otto am Schlagzeug und, als Gast, die indonesisch-japanische Congalero-Legende Nippy Noya an der Perkussion. Maschmeyer vermeidet klug, den Leadpart zu übernehmen, sie überlässt das vor allem Polheide, sie weiß um ihren Coltrane, weiß aber auch, ihn persönlich mit warmem Ton zu deuten. Nun sind manche Motive der Suite von einer gewissen Schlichtheit, die bei Coltrane eine erhabene ist; in der elektrisierten und binären Ka-Ma-Version zeigen sie eher ihre Banalität: Die berühmte Kontrabassfigur des Kopfsatzes wird hier zu einem eher läppischen, zwanghaft wiederholten, verzerrten E-Bass-Riff. Die Anverwandlung klassischen Coltranes auf dem Umweg über Mahavishnu funktioniert eher bedingt. Anders verhält es sich mit Pharoah Sanders‘ „The Creator Has A Masterplan“, hier enthält schon das Original den schwelgerisch naiv mantrahaften Angang. Richtig gelungen sind die beiden Originals, sie sind Rockjazz ausgebuffter Raffinesse und stilistischer Freiheit.

Thomas Fitterling, 17.09.2016


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