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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johann Jakob Froberger

Toccaten, Suiten, Ricercari, Fantasien, Canzonen, Capricci

Bob van Asperen

Aeolus/Note 1 AE10134
(1999 – 2010)

Wo beginnen mit dem Lobgesang über die nun mit Vol. 8 abgeschlossene Edition der Musik Johann Jakob Frobergers (1616 - 1667) auf acht CDs bzw. Doppel-CDs – bei den wunderbaren historischen Orgeln und Cembali, die zum Erklingen gebracht werden? Oder bei der einzigartigen Mischung aus Leidenschaft, Stilgefühl, profundem Wissen und musikantischer Spielfreude, die Bob van Asperens Darbietung auszeichnet?
Man muss, egal welche der CDs man als erstes einlegt, nicht lang warten, bis einen die Begeisterung über diese selten (vor allem in dieser Fülle!) zu hörende Musik aus dem Sessel hebt: Bei Folge 6 etwa, die im Wesentlichen Ricercare enthält, ist es gleich beim ersten Stück das unsagbar prachtvolle Plenum der 1664 von Willem Hermans in Pistoia gebauten Orgel – herrliche Zungen und Aliquotregister ergänzen die kräftigen Prinzipalstimmen zu einem wahrhaft königlichen Gesamtklang. In Folge 1, die „programmmusikalische“ Suiten enthält, fasziniert nicht minder der sehr direkt abgenommene füllige Sound des Ruckers-Cembalos von 1640; van Asperens rhetorisch prägnantes, quicklebendiges Spiel lädt dazu ein, die launigen literarischen Programme oder sonstigen außermusikalischen Anlässe („en passant le Rhin dans une barque“ oder „fait sur ma morte future“ mitzuvollziehen. Wer noch genauer wissen möchte, wie Titel und Musik zusammengehen, der findet auf CD Nr. 4 einige der Suitensätze wieder – hier allerdings mit originalen ausformulierten Programmen, die Bob van Asperen selbst liest.
Herrlich auch die Capricci in Folge 7, gespielt auf der Arp-Schnitger Orgel in der Ludgerikirche in Norden: Diese freie musikalische Form, die den erfinderischen Froberger zu allerhand kompositorischen Wagnissen und Kunststückchen inspirierte, fordert auch Bob van Asperens Registrierungskunst sowie sein außerordentliches Können auf dem Gebiet des rhythmisch flexiblen, dadurch intensiv „sprechenden“ Interpretierens heraus.
In Folge 8 schließlich hören wir neben weiteren Werken für Tasteninstrumente auch die einzigen beiden überlieferten Vokalwerke Frobergers, für deren Interpretation Mieke van der Sluis, John Elwes und Klaus Mertens gewonnen werden konnten. Froberger komponierte auch für Stimmen so souverän, dass klar ist: Eine Menge Vokalmusik aus seiner Feder muss verloren gegangen sein, vielleicht für immer. Ein kleiner Wermutstropfen, der die Freude an dieser fantastischen Edition freilich nicht trüben kann.

Michael Wersin, 30.04.2016


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