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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Heinrich Ignaz Franz Biber, Georg Philipp Telemann u.a.

Barocke Kantaten & Geistliche Konzerte für Bass und Violine

Reinhard Mayr, Ensemble Colcanto, Bernhard Prammer

Spektral/Note 1 SRL415145
(67 Min., 6/2015)

Sehr interessantes Repertoire, sehr kompetente Ausführung auf instrumentaler Ebene – und dennoch insgesamt ein gemischtes Bild: Der österreichische Bassist Reinhard Mayr, ausgebildet u.a. bei Kurt Widmer und Robert Holl, kann als Interpret barocker Kantaten leider nur bedingt überzeugen. Schwierig wird es spätestens immer dann, wenn aufgrund von Koloraturen Beweglichkeit gefordert ist: An solchen Stellen gewinnt eine Schwerfälligkeit in der Stimmführung vollends Oberhand, die auch sonst zumindest latent häufig in Gestalt von leichten Intonations-Durchhängern zu spüren ist. Auch geraten sprachbedingt akzentuierte Töne allzu oft ins Wabern, wodurch die in dieser Art von Musik unabdingbare rhetorische Klarheit und Präsenz auf der Strecke bleiben. Insgesamt hat Mayrs Gesang bei eigentlich schönem Timbre etwas opernhaft-buffoneskes, das sicher nicht nur in diesem Repertoire fehl am Platze ist, sondern auch insgesamt das Ausdrucksspektrum dieser Stimme stark einschränkt.
Im Gegensatz dazu sind Christiane Gagelmann auf ihrer Barockvioline, Barbara Julia Reiter auf dem Barockcello und Bernhard Prammer als kreativ improvisierender Continuo-Organist sehr stilecht und virtuos unterwegs in dieser ansprechenden Sammlung von Kantaten und Concerti: Die meisten der hier versammelten Stücke dürften auch erfahreneren Liebhabern der barocken Vokalmusik bisher unbekannt sein. Großartig etwa die Telemann-Kantate „Ich will den Creutzweg gerne gehen“, die außer derselben Text-Inspirationsquelle für die erste Arie mit Bachs BWV 56 vor allem stilistisch überhaupt nichts gemein hat. Großartig auch Franz Tunders „Salve, coelestis pater“, das demonstriert, wie gern protestantische Theologen und Dichter an den Vorlagen der alten Kirche (hier die marianische Antiphon „Salve Regina“, die Aussage für Aussage auf den Vatergott umgemünzt wird) festgehalten haben, wenn sie sich inhaltlich irgendwie mit der modifizierten Lehre in Einklang bringen ließen. Wie gesagt: ein hochinteressantes Programm!

Michael Wersin, 23.04.2016


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