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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert

Sinfonie Nr. 1, Andante aus Sinfonie Nr. 10

Kammerakademie Potsdam, Antonello Manacorda

Sony 88875156972
(36 Min., 9/2015)

Im Rahmen ihrer Gesamtaufnahme der Sinfonien Franz Schuberts spielten Antonello Manacorda und die Kammerakademie Potsdam im September 2015 Schuberts allererste Sinfonie sowie seine vermutlich letzten Skizzen zu einem Sinfoniesatz ein. Größere Gegensätze, zumal im Werk eines bereits mit 31 Jahren verstorbenen Komponisten, kann man sich fast nicht vorstellen: Die „Erste“ ist bis auf wenige Eigenheiten ein durch und durch klassisches, im Tonfall oft gar Haydnsches Werk. Das „Andante“ in h-Moll aus der im Todesjahr begonnenen „Letzten“ (nach den Skizzen vervollständigt von Brian Newbould) knüpft in seiner melancholischen, liedhaften Schlichtheit ein wenig an die auf halbem Wege verworfene h-Moll-Sinfonie (die „Unvollendete“) an.
Manacorda überzeugt den Rezensenten erst in diesem Andante von seinem Schubert-Ansatz: Jetzt ergibt das etwas matte Klangbild, der sanfte Weichzeichner-Tonfall wohl Sinn – wenngleich auch hier die Frage unbeantwortet bleibt, ob dieser Tonfall nicht vielleicht schlichtweg das Produkt aus einem irgendwie historisierenden Interpretationsduktus und dem dafür scheinbar verwendeten modernen Instrumentarium ist. Wie Manacorda und seine Musiker sich in diesem Spannungsfeld genau verorten möchten, lassen sowohl die diesbezüglichen Andeutungen in der Orchesterbiografie als auch die auf der Webseite zu findenden Musiker-Lebensläufe bedauerlicherweise offen.
Diese interpretatorische Mittelposition zwischen konventionellem sinfonischen Sound und Alte-Musik-Anklängen macht die Darbietung der ersten Sinfonie Schuberts zu einem weniger befriedigenden Hörerlebnis: Man hätte sich jene knackige Direktheit gewünscht, die „richtige“ historische Instrumente zu liefern in der Lage sind; auf diesem Wege wären dann auch die einzelnen Register des Gesamtapparats differenzierter zur Geltung gekommen. So aber paart sich die lobenswert feinsinnige Präzision des Artikulierens mit einer Wattigkeit im Klang, die sich etwas kontraproduktiv auswirkt.
Zuletzt sei noch die (im Beiheft leider nicht behandelte) Frage aufgeworfen, warum Manacorda nicht Brian Newboulds besagte komplette Vervollständigung aller drei skizzierten Sätze der „Letzten“ eingespielt hat: Platz genug wäre auf dieser ungewöhnlich kurz bespielten CD immerhin noch gewesen.

Michael Wersin, 20.02.2016


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