Auf ihrem vierten und bislang persönlichsten Album verbeugt sich die am Neckar geborene und in Namibia aufgewachsene Pianistin Anke Helfrich vor den Menschen, die ihr Leben am meisten beeinflussten. Dazu gehören Herbie Hancock und Thelonious Monk, deren Stücke „Chan's Song“ und „Think Of One“ Helfrich mit feinen Rhodes-Soli und afrokubanisch angehauchten Beats eine frische Brise zufächelt.
Aber auch Nelson Mandela und Martin Luther King beeindruckten die 49-Jährige so sehr, dass sie ihnen mit ihren vorzüglichen deutschen Rhythmusbegleitern (Martin Wind am Bass, Jonas Burgwinkel) und dem US-Gast Tim Hagans an der Trompete ungewöhnliche musikalische Denkmäler setzt. Besonders faszinierend ist, wie Helfrich Kings berühmte „I Have A Dream“-Rede so in ihre Komposition „The Prize“ integriert, dass der Bürgerrechtler gewissermaßen zum Sänger wird.
Ohnehin kann man Helfrichs Vermittlungssouveränität zwischen dem afroamerikanischen Erbe des Jazz und seiner Weiterentwicklung bis in die Gegenwart nicht hoch genug loben. Stücke wie „Rise & Shine“ oder „Sagrada Familia“, in der die Komponistin mit Tempomodifikationen spielt oder ihre Band so eigensinnig und doch einander zugetan wie die Mitglieder einer weit verzweigten Familie agieren lässt, zeigen gleichzeitig eine tiefe Verwurzelung in der Bop-Tradition wie die selbstbewusste Loslösung davon.
Die in New York entstandene Einspielung macht nicht nur deutlich, dass es in puncto Grooveelastizität, Idiomfestigkeit und Power keine nennenswerten Unterschiede mehr zwischen deutschen Jazzern und ihren amerikanischen Kollegen geben muss. „Dedication“ markiert auch Anke Helfrichs Ankunft in der Weltklasse.
Josef Engels, 30.01.2016
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