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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Gaetano Veneziano, Alessandro Scarlatti

In Officio Defunctorum (Nocturns For The Dead)

Jenny Högström, Filippo Mineccia, Kevin Skelton, Marc Pantus, Ensemble Odyssee, Andrea Friggi

Panclassics/Note 1 PC10319
(68 Min., 5/2014)

Die Vertonungstradition liturgischer Texte abseits der gut repräsentierten Mainstream-Gattungen – Messe, Requiem etc. – birgt noch so manche bisher ungehobenen Schätze, wie auch die vorliegende CD zeigt: Es handelt sich hier um Musik für das klösterliche Stundengebet, um Vertonungen von Lesungstexten aus den frühmorgendlichen Matutin-Feiern. Solche Lesungen wurden vor allem für die Matutinen der drei Kartage in Musik gesetzt –Stücke für diesen Anlass kennen wir unter dem Titel „Lamentationen“, und es gibt sie in großer Zahl vor allem aus der gesamten Renaissancezeit und aus der angrenzenden Epoche des Barock. Analog dazu wurden aber immer wieder auch die Hiob-Lesungen der Matutin des Toten-Offiziums (gefeiert zum Gedenken an Verstorbene) vertont; und ähnlich wie die „Lamentationen“ erfuhren auch diese Lesungsvertonungen die Entwicklung von den vokalpolyphon-motettischen Vertonungen der Renaissance hin zur barocken Monodie, d. h. zur generalbassbegleiteten solistischen Gestaltung, gelegentlich unter Hinzuziehung von obligaten Diskantinstrumenten.
Ebensolche Stücke aus der neapolitanischen Version, aus der Feder des wenig bekannten Gaetano Veneziano (1656 - 1716) nämlich, haben die Musiker dieser CD ausgegraben. Eine echte Entdeckung: Der auch am Opern-Idiom geschulte Komponist vertonte die Hiob-Texte so flüssig und farbenreich textnah, dass der Hörer nur staunen kann über die Expressivität und Schönheit dieser so lange ungehörten Musik. Glücklicherweise fand sich auch ein Sängerquartett von bemerkenswerter Qualität – ein voluminöser und dennoch sehr konturierter Bass, ein obertonreich fokussierter Tenor, eine warm timbrierte, bewegliche Sopranistin und ein ebenso flexibler Altus, der nur ganz gelegentlich einmal deklamatorisch „überagiert“. Hervorragend zudem das reichhaltig besetzte Instrumentalensemble – alles in allem also eine überaus hörenswerte CD, die vollkommen unbekanntes Repertoire sogleich in absolut repräsentativer Klanggestalt öffentlich macht.

Michael Wersin, 21.03.2015


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