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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Bird Calls

Rudresh Mahanthappa

ACT/Edel 1095812ACT
(62 Min., 8/2014)

Seine Musik sei ein Brückenschlag zwischen Jazz und der nicht-westlichen Musik, sagt der amerikanische Altsaxofonist Rudresh Mahanthappa. Konkret: Den Nachfahren indischer Einwanderer interessiert vor allem die Verbindung von Jazz und indischer Musik. Dabei geht er weit über das hinaus, was seit den 1970ern an weltmusikalischen Projekten entstand: Sein Quintett ist kein Ensemble der Begegnung, sondern ein ganzheitlicher Klangkörper, der die melodische Bogenstruktur der indischen Musik mit komplexen, nicht geografisch gebundenen Rhythmen und der Harmonik des Jazz so homogen verschmilzt, dass die Frage nach der Herkunft der Elemente dieses dichten Gebräus kaum zu beantworten ist.
Das Album „Bird Calls“ hat Mahanthappa dem Ahnvater des modernen Jazz, dem Altsaxofonisten Charlie „Bird“ Parker, gewidmet. Auch hier besteht ein Unterschied zu den gängigen Tributes oder Hommagen, denn Mahanthappas Quintett spielt keine einzige Parker-Nummer. Wohl aber beziehen sich einzelne Kompositionen auf Stücke Parkers, indem Mahanthappa auf Bruchstücke aus Parkers Themen oder Improvisationen zurückgreift, diese jedoch völlig neu gruppiert und letztendlich nur als Inspirationsquelle für Neues verwendet. Aber gerade dieses Forschende, auf Zitate verzichtende Herangehen entspricht dem Entdeckergeist Parkers.
Wie der einleitende Alap zu einem Raga wirkt der Opener, die Quintettnummer „Bird Calls #1“: Thematisches Material wird angetippt, vorgestellt, aber noch nicht durchgearbeitet. Dies geschieht dann im achtminütigen „On The DL“, das sich auf Parkers „Donna Lee“ bezieht. Mit „Bird Calls #2“, einem Duett von Altsaxofon und Trompete, dem Saxofonsolo „Bird Calls #3“, dem Kontrabasssolo „Bird Calls #4“ und dem Klaviersolo „Bird Calls #5“ wiederholt sich das Prinzip von Einleitung und Durchführung in den jeweiligen Folgenummern.
In dem 20-jährigen Trompeter Adam O’Farrill hat Mahanthappa einen ebenbürtigen Bläser neben sich – beide verbinden ein grandioses Formgefühl mit überbordender Improvisationslust. Der Pianist Matt Mitchell, der Kontrabassist François Moutin und der Schlagzeuger Rudy Royston bereiten ihnen eine strukturierende Basis und führen die freie Entwicklung an markanten Wendepunkten auf einprägsam arrangierte Passagen zurück. Ob Rudresh Mahanthappa die von indischer Musik beeinflussten Stücke des Altsaxofonisten Charlie Mariano kennt? Manchmal scheint es so, aber vielleicht liegt die Verwandtschaft nur daran, dass sich beide intensiv mit indischer Musik beschäftigt haben und den Jazz um die Tonsprache dieses Subkontinents erweitern. Nachdem er mit der Scheibe „Gamak“ 2012 bereits ein Meisterwerk vorgelegt hat, lässt Rudresh Mahanthappa mit „Bird Calls“ ein weiteres Album mit dem Potenzial zum Klassiker folgen.

Werner Stiefele, 28.02.2015


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