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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Carl Nielsen

Sinfonien Nr. 5 & 6

Alan Gilbert, New York Philharmonic

Dacapo/Naxos 6220625
(71 Min., 10/2014) SACD

Ein Glamourpaar werden Alan Gilbert und die New York Philharmonic wohl weiterhin nicht abgeben bis zum gerade verkündeten Beziehungsschluss, den man für 2017 anvisiert hat. Trotzdem hat man gerade bei den gemeinsamen Europatourneen nicht nur Klasse bewiesen, sondern auch im klassischen Repertoire so manches weit übertroffen, was Gilberts Vorgänger Masur und Maazel mit den New Yorkern rückblickend eher halbherzig ausprobiert haben. Jetzt liegt die erste und wahrscheinlich zugleich auch einzige Gesamteinspielung eines sinfonischen Konvoluts vor. Und mit der Fünften sowie Sechsten des Dänen Carl Nielsen bestätigen Gilbert & Friends das wahrhaft überragende Leistungsvermögen der ersten beiden Einspielungen.
Aber möglicherweise kommt diesem Top-Orchester eben eine Klangsprache besonders zugute, die in ihrer zerklüfteten und collageartigen Unberechenbarkeit extrem an die von Charles Ives erinnert. Und zum absoluten Höhepunkt gerät der Finalsatz der frecherweise als „Sinfonia semplice“ bezeichneten Sechsten, bei der die Streicher sich ins Walzer-Vergnügen stürzen und dabei von den Blechbläsern und der Percussion aufs apotheotische Parkett gelockt werden. Da brummt der gesamte Orchesterapparat aus allen Poren – und dennoch hält Alan Gilbert derart geschickt die Zügel in den Händen, dass man das gesamte Farben- und Rhythmusspektrum von Nielsen bestaunen kann. Nicht weniger ungehemmt und polystilistisch geht es natürlich auch in der vorletzten von Nielsens insgesamt sechs Sinfonien zu, die er zwischen 1892 und 1925 geschrieben hat. Hier versteht es Gilbert mit der nötigen Ruhe und Umsicht, das hymnische (Mahler-)Potential dieser Musik weihevoll, aber so ganz ohne zuckersüßen Kitsch dahinschweben zu lassen. Dann legt er wieder den Schalter um und treibt das Orchester in Hochspannungsbereiche hinein, deren Wucht und Kühnheit sich auch dank der phänomenalen Aufnahmetechnik nahezu eins zu eins vermitteln. 2015 ist übrigens Nielsen-Jahr (150. Geburtstag). Gelungener konnte es gar nicht eingeläutet werden.

Guido Fischer, 28.02.2015


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