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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Edward Elgar

Sinfonie Nr. 1

London Symphony Orchestra, Colin Davis

LSO Live/Note 0017
(55 Min., 9/2001, 10/2001) 1 CD

Wer Colin Davis' aktuellen Sibelius-Zyklus mit dem Londoner Sinfonieorchester kennt, hat vielleicht schon eine Vorstellung davon, wie diese Einspielung klingen könnte. Und die Erwartungen werden nicht enttäuscht. Davis pflegt in den letzten Jahren eine Tendenz zu breiten Tempi und zum Auszelebrieren von Höhepunkten. Und so eindrucksvoll dieser Ansatz auch sein mag, gelegentlich geht er auf Kosten der Gesamtstruktur der Kompositionen.
So auch in Elgars emotionaler und leidenschaftlicher, 1908 vollendeter Erster Sinfonie: Das hymnische Motto-Thema, mit dem die Sinfonie beginnt und das sich durch das ganze Werk zieht, nimmt Davis sehr getragen und langsam wie ein Gebet. Das passt zwar sehr gut zur Vortragsanweisung "nobilmente" – "edel", doch die Tempoangabe lautet "Andante". Bei Davis ist es ein Largo, und um so unorganischer wirkt der heikle Übergang zum Allegro, mit dem der eigentliche Kopfsatz beginnt. Logischerweise bleibt Davis auch hier deutlich unterhalb des vorgeschriebenen Tempos.
Dass seine Interpretation des Werks insgesamt dennoch überzeugt, liegt nicht nur an Davis' dirigentischem Geschick, sondern auch an seiner jahrzehntelangen Erfahrung mit dem Werk Elgars und seiner hundertprozentigen Identifikation mit dem Gehalt des Werks. Wenn auch gelegentlich, im Kopfsatz und im Scherzo, mehr Biss denkbar wäre, so verfällt Davis doch nie in jene Kombination aus Sentimentalität und Pathos, die sich ergeben kann, wenn ein mit Elgars Musik weniger innig verbundener Interpret sich insbesondere dieses Werks annimmt, das in seiner Kombination von repräsentativer Zuversicht, Melancholie und Dramatik so typisch für Elgars Musik dieser Periode ist.
Vor allem im Finale gelingt es Davis, das Orchester unter Hochspannung zu setzen, sodass der triumphale Abschluss nach Wiederkehr des Mottos vom Beginn der Sinfonie tatsächlich als unausweichliches Ergebnis der Entwicklung erklingt. Der Klang der Live-Aufnahme ist etwas problematisch, weil eng und trocken. Dafür lässt die Dokumentation keine Wünsche übrig.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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