1700 Kilometer entfernt vom afrikanischen Festland und 4000 Kilometer weit weg von Indien: Mauritius liegt nun nicht wirklich im Zentrum der Welt. Und doch macht sich das Inselparadies im Indischen Ozean auf, zu einem fest umrissenen Flecken auf der Landkarte des Jazz zu werden. Verantwortlich dafür ist der Pianist Jerry Léonide, der 2013 im weit entfernten Montreux den ersten Platz im renommierten Jazz-Klavier-Wettbewerb belegte.
Die Debüt-Aufnahme des 1984 geborenen Musikers für das deutsche Label ACT macht deutlich, weshalb sich sowohl die Jury als auch das Publikum in der Schweiz für den Pianisten entschied: Léonide bringt der improvisierten Musik neue Impulse und frische Melodien, die gleichwohl seltsam vertraut klingen. Léonides Kompositionen auf „The Key“ werden von polyrhythmischen Grooves getragen, die – wie in der Sega-Musik auf Mauritius üblich – von einer pulsierenden Triangel vorangetrieben werden. Auf diese nach Afrika verweisende Basis legt der Pianist butterweiche Themen, die von Flügelhorn und Sopransaxofon vorgetragen werden und einen deutlichen US-amerikanischen Hardbop-Appeal haben.
Der Bandleader selbst erweist sich mit seinem kantigen Spiel zuweilen als pianistischer Doppelgänger Abdullah Ibrahims (so etwa im CD-Titelstück). Französische Einflüsse machen sich bemerkbar, wenn der in Paris ausgebildete Pianist zur Melodika greift. Der akkordeonhafte Sound rundet Léonides global inspiriertes Gute-Laune-Gemisch ab: „The Key“ ist gewissermaßen Traum-Urlaub für die Ohren – der Gegenwarts-Jazz ist reif für die Insel.
Josef Engels, 06.09.2014
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