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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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John Adams

The Gospel According To The Other Mary

Gustavo Dudamel, Los Angeles Philharmonic, Los Angeles Master Chorale, Kelley O´Connor, Tamara Mumford, Russell Thomas u.a.

DG/Universal 479 2243
(133 Min., 3/2013) 2 CDs

In Abständen von mehreren Jahren finden die beiden Amerikaner, Komponist John Adams und Regisseur Peter Sellars, regelmäßig zusammen, um den sozialrevolutionären Geist des Christentums zu beschwören. 1995 machte man mit dem Songspiel „I Was Looking At The Ceiling and Then I Saw The Sky“ den Anfang, das sich auf illegal in Los Angeles lebende Einwanderer konzentrierte. Fünf Jahre später, im Zwei-Akter „El Niño“ („Die Geburt“), fristete das Latino-Paar Maria und Joseph ein schäbiges Hinterhof-Dasein. Und schon damals hatte Sellars in seiner Funktion auch als Librettist auf Bibel-Texte sowie Passagen von Hildegard von Bingen und der mexikanischen Schriftstellerin Rosario Castellanos zurückgegriffen. Diese Text-Quellen hat Sellars nun für das Passions-Oratorium „The Gospel According To The Other Mary” angezapft, das 2012 in Los Angeles unter der Leitung von Gustavo Dudamel uraufgeführt wurde.
Adams und Sellars verleugnen nicht das übergroße Erbe, das Bach mit seinen Passionsvertonungen hinterlassen hat. So wird nun ebenfalls von der Verhaftung, Kreuzigung und Auferstehung des Gottessohns berichtet. Im Mittelpunkt aber stehen die andere Maria – Maria Magdalena –, ihre Schwester Martha sowie ihr Bruder Lazarus, der von Jesus wieder ins Leben zurückgeholt wird. Das Schicksal gerade der Frauen in der Gesellschaft hat Sellars besonders interessiert. Weshalb er selbst anhand von Zitaten der amerikanischen Aktivistin und Leiterin einer katholischen Gewerkschaft Dorothy Day die beiden Schwestern in engagierte Kämpferinnen für obdachlose und hilfsbedürftige Frauen verwandelt.
So sehr die 2000 Jahre alte Geschichte damit politisch unterfüttert und damit in die Gegenwart katapultiert wird, so bewegt sich Sellars doch haarscharf am Rande des Sozialkitschs. Immerhin schafft es John Adams, mit einer Klangsprache gegenzusteuern, die mehr als nur ein Setzbaukasten aus Strawinski- und Orff-Anleihen, minimalistischen Sogkräften und gesättigtem Melos ist. Tatsächlich befindet sich seine Musik unter einer ständigen Unruhe und im emotionalen Ausnahmezustand, der gerade die glänzend vom Uraufführungsensemble gesungenen Solo- und Chorpartien bestimmt. Und da die Orchestermusiker der Los Angeles Philharmonic wohl mit keinem anderen Zeitgenossen so vertraut sind wie mit John Adams, hatte Dudamel quasi leichtes Spiel bei der nachfolgenden Studio-Aufnahme und gelungenen Weltersteinspielung. Schade nur, dass das Booklet, respektive Libretto darin ausschließlich in englischer Sprache vorliegt.

Guido Fischer, 31.05.2014


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