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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Paul Hindemith

Sonaten für Viola und Klavier (Sämtliche Werke für Viola, Vol. 2)

Tabea Zimmermann, Thomas Hoppe

Myrios/harmonia mundi MYR011
(117 Min., 12/2011 & 2/2013) 2 CDs, SACDs

Zwischen Reflexion und Rebellion, zwischen Traditionsbewusstsein und Aufbruch hat sich Paul Hindemith auch auf kammermusikalischem Gebiet bewegt. Doch so strikt wie gerade die Wiener Zeitgenossen hat der Hesse in seinem Schaffen für „seine“ Bratsche nie die Grenzen gezogen. Was etwa in seiner ersten von insgesamt vier Solo-Sonaten von 1919 wie eine offensive Reverenz an den heiligen Bach daherkommt, flammt selbst in der letzten, 1937 geschriebenen und nun zerklüfteteren Sonate immer wieder auf. Ähnlich verhält es sich mit den drei Sonaten für Viola und Klavier, zwischen denen zwanzig Jahre liegen. Mit einer geradezu französisch anmutenden Delikatesse umgarnte Hindemith die Sonate op. 11 Nr. 4. 1939 entstand in seinem schweizerischen Exil ein ohne Opuszahl hinterlassenes Werk, das zwar vorrangig die Züge einer Tragödie in vier Sätzen trägt. Und dennoch vernimmt man in den dunkelsten Ecken hier und da eine Kantilenen-Seligkeit, die im Spätromantischen verwurzelt zu sein scheint.
Diese ein- bzw. zweistimmigen Wesensverwandten besitzen also reichlich an- wie aufregenden Hör- und Diskussionsstoff. Trotzdem begegnet man im Konzertsaal eher einem Stück eines drittklassigen Barockkomponisten als einer von Hindemiths sieben erstklassigen Bratschensonaten. Nach der schon fast als Pioniertat zu bezeichnenden Gesamteinspielung von Tabea Zimmermann dürfte aber vielleicht bei manchem Konzertveranstalter ein Umdenken einsetzen. Denn Zimmermann gibt sich solistisch bzw. mit Pianist Thomas Hoppe nicht einfach zufrieden, die Fülle an Nuancen und Fußangeln, Rückbezügen und Querköpfigkeiten in aller Makellosigkeit glänzend darzustellen. In Zimmermanns Spiel verlaufen die nötigen Nerven- und Blutbahnen, um das Aufwühlende und Verzweifelnde, das Emphatische und Eckige, das Liebreizende und Undomestizierbare aus dieser Musik sprechen zu lassen. Mit dem Sonaten-Zyklus hat Zimmermann nach der 1. Folge – mit u.a. dem „Schwanendreher“ – nun sämtliche Bratschenwerke Hindemiths eingespielt. Und wieder hat sie sich als die Hindemith-Flüsterin entpuppt.

Guido Fischer, 15.03.2014


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