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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Die Bachkantaten-Sendungen des MDR 1931 - 1939

Gewandhausorchester, Thomanerchor Leipzig, Karl Straube

Querstand/harmonia mundi VKJK 1111
(158 Min., 1931 - 1939) 2 CDs

Ein historisches Tondokument von unschätzbarem Wert: In den frühen 1930er Jahren sang der Thomanerchor unter der Leitung des damaligen Thomaskantors Karl Straube Sonntag für Sonntag eine Bachkantate für den Mitteldeutschen Rundfunk. Das Projekt war 1930 vom Intendanten des Rundfunks angestoßen worden; zwar verebbte das Interesse an diesem Projekt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts mehr und mehr – u.a. wohl deshalb, weil man den prominenten sonntäglichen Sendeplatz gern für propagandistische Zwecke akquiriert hätte –, aber beim Rundfunk wurden die Kantatenaufführungen weiterhin auf Wachsfolien festgehalten. Trotz großer Verluste ist eine repräsentative Auswahl der Mitschnitte erhalten geblieben, und aus diesem Bestand wurden für diese Box komplette Kantaten und Kantaten-Ausschnitte zusammengestellt. Begleitet wird die Edition durch ein liebevoll gestaltetes Beiheft mit ausführlichem Einleitungstext und vielen Originaldokumenten, darunter ein langer Brief in der Handschrift Karl Straubes.
Aufführungspraktisch gibt es Erstaunliches und Bewegendes zu hören: Einerseits überrascht die Al-fresco-Mentalität, mit der man hier produziert hat; Techniker kommen herein und platzieren Mikrofone um, Schritte und andere Nebengeräusche sind zu hören. Musikalisch machten eine Menge Dinge vor allem in puncto Zusammenspiel Probleme, die heutzutage mühelos gelingen: Instrumentale Einwürfe in Rezitativen etwa gehen gelegentlich gnadenlos daneben. Andererseits hören wir hier menschliche Stimmen, die de facto alle schon lang verklungen sind, Knabenchoristen wie auch erwachsene Solisten, die sich mit den interpretatorischen und stimmtechnischen Mitteln ihrer Zeit um Bachs komplexe Kantilenen bemühen. Manches klingt merkwürdig, Anderes jedoch vermag durchaus zu rühren: Hat außer Bach je ein Komponist so eine vielfältige Interpretationshistorie angestoßen? Karl Straubes Bemühungen um Historizität sind beachtlich: Der Straube-Nachfolger Günther Ramin hat auf dem Gebiet der Bachkantate einige deutlich unidiomatischere Tondokumente hinterlassen.

Michael Wersin, 28.12.2013


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