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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Im Gegensatz zu den berühmten Hochtönern im 18. Jahrhundert, die wahre Zicken gewesen sind, bildet die erstklassige Countertenor-Riege eine verschworene Gemeinschaft. Keiner neidet dem anderen den Erfolg, wie Andreas Scholl einmal glaubhaft feststellte. Stattdessen unterstützt man sich schon einmal gegenseitig bei den neuesten Projekten. Aktuellstes Beispiel ist das neue Recital des Argentiniers Franco Fagioli, das er dem legendären Kastraten Caffarelli gewidmet hat. Dafür hat ihm immerhin Kollege Max Emanuel Cencic das künstlerische Konzept ausgearbeitet und ist damit hauptverantwortlich für einen Arien-Reigen voller Überraschungen. Denn noch nicht mal der ewige Händel-Schlager „Ombra mai fù“, mit dem Caffarelli zunächst auf Kriegsfuss stand, hat es auf dieses Album geschafft. Im Mittelpunkt stehen jetzt vielmehr Highlights aus dem goldenen neapolitanischen Barockzeitalter, aber auch Kostbarkeiten etwa vom sächsischen Wahl-Italiener Johann Adolf Hasse.
Mit diesem Programm hat Franco Fagioli erfolgreich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Einerseits besitzen die vielen Raritäten, die auch aus den Federn heute eher vergessener Maestri wie Gennaro Manna und Pasquale Cafaro stammen, allesamt eine erzählerische Qualität, bei der Highspeed-Gurgeleien nur stören würden. Mit Herz und Verstand müssen vielmehr diese Seelenschmeichler gesungen werden. Und weil Fagioli sich genau daran hält, räumt er gleichzeitig mit dem Klischee auf, dass die einstigen Kastraten Marke Caffarelli es nur kurz und knackig konnten.
Natürlich lässt es sich Fagioli hier und da nicht nehmen, sich glänzend mit den stramm aufspielenden Musikern vom Ensemble Il Pomo d'Oro zu duellieren. Aber seine eigentliche Stärke kann er in den vor Liebe und Leid seufzenden Arien ausspielen. Fagioli gibt sich jeder Nuance mit einer traumwandlerischen Leichtigkeit hin. Dennoch ist seine Stimme körperreich genug, um das Pochen des schmachtenden bzw. irritierten Herzens unmittelbar wirken zu lassen. Und wie Fagioli allein das Schmuckstück „Lieto così talvolta“ von Giovanni Battista Pergolesi geradezu symbiotisch mit der Oboe und den Pizzicati auskostet, ist einfach große Kunst.

Guido Fischer, 09.11.2013


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