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N° 1353
13. - 22.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Jean Richafort, Benedictus Appenzeller, Nicolas Gombert, Josquin Desprez

Requiem in memoriam Josquin Desprez

The King’s Singers

Signum/Note 1 SIGCG326
(58 Min., 9/2012)

Die frühen Requiem-Kompositionen von Ockeghem bis Palestrina und Duarte Lôbo bilden eine erstaunlich geschlossene Werkgruppe, denn sie verwenden nahezu ausnahmslos die gregorianischen Cantus firmi der Totenmesse als „Achse“ im Vokalsatz. Dennoch gleicht keine Komposition der anderen, denn beinahe jeder der Komponisten hat sich eine strukturelle Besonderheit ausgedacht. So auch und vor allem Jean Richafort (ca. 1480 - 1550): Sein Requiem muss wohl die Totenmesse für Josquin Despréz gewesen sein, denn Richafort flocht neben den genannten gregorianischen Melodien noch zwei Cantus firmi aus Josquin-Werken in den Vokalsatz ein: „Circumdederunt me gemitus mortis. Dolores inferni circumdederunt me“ („Mich umgeben Schrecken des Todes. Die Schmerzen der Hölle umgeben mich“) und „C’est douleur non pareille“ („Das ist Schmerz ohnegleichen“) tönt es aus der Mitte des siebenstimmigen Satzes heraus – es ist, als klage der verstorbene Josquin selbst mit seiner eigenen Musik direkt aus dem Fegefeuer heraus und als würde sein Rufen gnädig umhüllt und befriedet vom Gesang derer, die sich für sein Seelenheil zum Gottesdienst versammelt haben.
Ein faszinierendes intertextuelles Geschehen, das nach einer außergewöhnlichen Darbietung verlangt. Eine solche gelang den „King’s Singers“ auf dieser CD einerseits durch die schiere Schönheit ihres Singens, andererseits durch ihre kaum zu überbietende Ensemble-Kultur: Wohl kaum ein Ensemble verfügt über eine derart homogene Besetzung mit einem großartigen Countertenor an der Spitze (David Hurley), dessen berückendes Timbre den Hörer restlos bezaubert. Und kein anderes Ensemble hat es zu einer vergleichbaren Perfektion in puncto gemeinsames Phrasieren, gemeinsames Deklamieren, gemeinsames Gestalten überhaupt gebracht. Hier von einer einzigen Freude zu sprechen scheint fast noch untertrieben.

Michael Wersin, 25.05.2013


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