An manche Konzerte erinnert man sich immer wieder gern. Die zeichnen sich meist durch ein abwechslungsreiches Programm mit eingängigen Melodien, prägnanten Rhythmen und so viel Spielfreude bei den Musikern aus, dass beim Publikum Hochgefühle aufkommen. So muss es auch gewesen sein, als das Tingvall Trio am 27. Oktober 2012 beim Bad Wörishofener Festival „Jazz Goes To Kur“ und tags drauf im Innsbrucker Treibhaus sein Publikum in seinen Bann zog. Aus diesen beiden Auftritten kompilierten sie das randvolle Live-Album; die Veröffentlichung auf zwei LPs enthält darüber hinausgehende Bonus-Tracks. Das Repertoire umfasst ausschließlich Stücke, die sie bereits auf ihren Alben „Skagerrak“, „Vägen“, „Norr“ und „Vattensaga“ vorgelegt hatten. Die Auftrittsatmosphäre verleiht ihnen allerdings neue Frische; durch das jahrelange Zusammenspiel des Trios wirken sie zudem impulsiver und interaktiver als die ohnehin schon attraktiven Studioversionen.
Eine alte Faustregel lautet: Starte energiegeladen, zeige danach, was du kannst, und gib dem Publikum mit einer Ballade als drittem Titel Gelegenheit zum Träumen. Mit „Hjälten“, „Nu Djävlar“ und „Avsked“ folgt auch das Tingvall diesem bewährten Rezept. Nach diesem Einstieg sollte man die Stimmung wechseln: mal schneller, mal langsamer, mal lauter, mal leiser. „Vägen“ baut die Spannung weiter auf, und „Mustasch“ löst sich aus einem markanten Kontrabasssolo in eine heitere Drehwurmmelodie. „Movie“, und „Hajskraj“ halten mit Tempo, virtuosen Soli und wechselnden Klangfarben die Spannung hoch, bevor die Ballade „Utsikt“ zunächst Entspannung ankündigt, zwischendurch aber raffiniert Tempo und Intensität anzieht. Nach dem „Valsang“ steuern der Calypso „Mjau“ und das von harten Rhythmen geprägte Medley „Trolldans – Monster“ auf ein mitreißendes Finale hin. Die Ballade „Efter Livet“ und das von einer magischen Bassfigur durchzogene „Nimis“ sorgen dafür, dass sich das angenehme Konzerterlebnis verfestigt. Diese bestens dosierte Dramaturgie aus herrlichen Melodien, großartig aufgebauten Spannungsbögen und dynamischen Wechseln hebt das Album auf eine Ebene mit den Live-Klassikern „At The Pershing“ und „Concert By The Sea“ der Trios von Ahmad Jamal beziehungsweise Erroll Garner.
Werner Stiefele, 20.04.2013
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