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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Bernhard Molique

Violinkonzerte Nr. 3 & 6

Anton Steck, Christoph Spering, L´arpa festante

Accent/Note 1 ACC 24247
(65 Min., 3/2011)

Wenn sich im 19. Jahrhundert Violinvirtuosen gleich noch zum Komponisten berufen fühlten, kamen wie bei den doppelbegabten Klavier-Kollegen nicht unbedingt immer Werke für die Ewigkeit heraus. Schließlich musste man die fehlende Fantasie mit reichlich manuellen Blendraketen überspielen. Nun liegen in einer Weltersteinspielung zwei Violinkonzerte von einem Violinisten vor, der zu Lebzeiten eine durchaus anerkannte Größe war. Doch den gebürtigen Nürnberger Bernhard Molique (1802-1869) haben bis heute selbst fleißigste Repertoire-Perlentaucher übersehen. Und dass der ehemalige Schüler von Louis Spohr keiner dieser romantischen Kleinmeister und -geister war, unterstreicht die Eröffnung des 3. Violinkonzerts. Mit zwei Schlägen zieht sie sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sich: Das kennt man doch? Tatsächlich scheint Molique hier jenen Oktavsprung im Hinterkopf gehabt zu haben, mit dem Beethoven das Tor zum 2. Satz seiner 9. Sinfonie aufgestoßen hatte.
Nach dieser pointierten Beethoven-Reverenz ist man aber zunächst ausführlich mitten im romantisch aufwühlenden und fein durchgearbeiteten Orchester-Geschehen, das sich vor Schumann und Weber nicht verstecken muss. Und selbst die anspruchsvolle Solo-Stimme ergeht sich hier – wie auch in dem 6. Violinkonzert – nicht in Glitzer, sondern spannt den Bogen von kostbarem Melos über innige Schwanengesänge bis hin zu tänzerischer Luftigkeit. All das hat Molique mit enormem Geschick aufs Notenpapier gebracht. Und dass keine Sekunde Langeweile aufkommt, garantieren zudem die Interpreten. Obwohl Solist Anton Steck und das von Christoph Spering geleitete Ensemble L´arpa festante Spezialisten für den historischen Originalklang sind, ist das alles mit tonlicher Intensität und delikatem Sentiment einfach nur vorbildlich ausmusiziert. Bernhard Molique – diesen Namen sollte man sich nicht merken. Man muss sich ihn merken.

Guido Fischer, 02.03.2013


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