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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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August Klughardt

Streichquartett F-Dur op. 42, Klavierquartett g-Moll op. 43

Pleyel Quartett Köln, Tobias Koch

CAvi/harmonia mundi CAVI 8553248
(73 Min., 10/2010)

Vielleicht hat der 1847 in Köthen geborene August Klughardt die Musikgeschichte nicht maßgeblich vorangetrieben, aber zweifellos hat er sich in musikästhetisch bewegter Zeit zwischen Neudeutschen und Traditionalisten so positioniert, dass man sein Schaffen vorsichtig als stilverbindend werten kann. Sein Werk ist bis heute nicht in seiner ganzen Fülle wiederentdeckt, und manches davon, so etwa seine patriotischen Chorwerke, verharren vielleicht auch besser weiterhin im Schatten der Archive. Wenn allerdings kammermusikalische Werke aus seiner Feder, mit denen er sich stilistisch eher von seiner konservativen Seite präsentiert, so vollendet dargeboten werden wie auf dieser CD, dann verdient das ohne Zweifel Beachtung.
Wie wohl tut eine vibratoarme Interpretation auf historischen Instrumenten doch auch der Musik des ausgehenden 19. Jahrhunderts! Bestechend ist schon im Streichquartett die Klarheit und Geradlinigkeit des Spiels, die die Aufmerksamkeit des Hörers auf die Struktur der Musik lenkt: Hier ein reizendes Fugato, dort bewegte Mittelstimmen zwischen parallel geführter Diskant- und Basskantilene, dann wieder dialogisch polyphone Passagen – die Vielfalt der satztechnischen Mittel (bei zugegebenermaßen sehr konservativer Harmonik) überzeugt vor allem, weil sie immer im Dienst der Entfaltung des motivischen Materials steht.
Es soll indes nicht der Eindruck entstehen, die behutsame Hinführung des Hörers zur strukturellen Tiefendimension der Musik geschehe auf Kosten des sinnlichen Reizes: Nein, die historischen Streichinstrumente bieten, so kompetent gespielt wie von den Musikern des „Pleyel Quartetts“, ohne die allzu vertraute Vibrato-Orgiastik ein Höchstmaß an klanglicher Schönheit. Außerdem überzeugt auch die gerade ohne Vibrato umso sauberere Intonation unter Verzicht auf künstlich hochgetunte Leittöne und andere Unarten des „traditionellen“ Quartettspiels. Vollends begeistert ist der Hörer, wenn im Streichquintett Tobias Koch mit seinem historischen Érard-Fortepiano (Paris 1839) hinzukommt: Perfekt mischen sich die fünf Instrumente, und die leicht verhangene klangliche Brillanz des historischen Flügels bereichert den Sound des Streicherkorpus‘ auf faszinierende Weise: ein Genuss.

Michael Wersin, 29.09.2012


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