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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Diverse

The Champagne Pianist

Alexis Weissenberg, div. Orchester und Dirigenten

EMI 679 086-2
(740 Min., 1966-1983) 10 CDs

Harold C. Schonbergs Aussage, Alexis Weissenberg spiele „in einer Klasse für sich“, hat bis heute ihre Gültigkeit nicht eingebüßt: Der 1929 geborene Bulgare jüdischer Abstammung macht in der großen Literatur des 19. Jahrhunderts eine unprätentiöse Nüchternheit gerade deswegen zum bewegenden Erlebnis, weil er gleichzeitig zeigt, dass ebenjene Nüchternheit (wenig Pedal, wenig Chiaroscuro, keine Sentimentalismen) keineswegs mit Gefühllosigkeit gleichzusetzen ist. Atemberaubend, wie trocken Weissenberg etwa 1967 unter Skrowaczewski das Seitenthema im Kopfsatz von Chopins e-Moll-Konzert intonierte, ganz zu schweigen von den Rahmenteilen des Mittelsatzes, die normalerweise zum tränenseligen Rührstück zu geraten pflegen; aber gerade dieser Secco-Ansatz evoziert eine poetische Dichte, die wirklich nachhaltig beeindruckt! Rachmaninows „Drittes“, eingespielt 1979 unter Bernstein: Kein schweißtriefendes Inferno wie sonst so oft, sondern ein glasklar konturiertes Tableau ohne vordergründige Akrobatik – hier gibt es Passagen, die sich unter Weissenbergs Händen in völlig neuem Licht präsentieren. Unendlich viel Zeit lässt sich Weissenberg vielerorts; es ist, als werde Rachmaninows eigene, bekanntermaßen vollkommen schnörkellose, aber sehr schnelle Version in einem größeren zeitlichen Rahmen zu breiterer Entfaltung gebracht. Ravels G-Dur-Konzert, aufgenommen 1970 unter Ozawa: Der Mittelsatz profitiert von Weissenbergs scheinbar so kühlem, aber eben doch ungemein lyrischem Ansatz. Faszinierend die beinahe maschinenhafte Brillanz im Schluss-Presto. Weissenberg stellt seine großartige Technik kaum jemals selbstverliebt zur Schau, aber sie stand ihm bei Bedarf offenbar mühelos zur Verfügung. Viel gibt es noch zu entdecken in dieser besonders interessanten ICON-Box, die EMI anlässlich des Todes des berühmten Bulgaren im Januar dieses Jahres herausgab. Unmissverständlich wird klar: Er war einer der ganz großen, dazu einer der am klarsten profilierten Pianisten des 20. Jahrhunderts.

Michael Wersin, 26.05.2012


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