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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Diverse

La sublime porte ‒ Voix d‘Istanbul 1430-1750

Gürsoy Dinçer, Montserrat Figueras, Lior Elmaleh u.a., Jordi Savall, Hespèrion XXI

Alia Vox/harmonia mundi AVSA 9887
(80 Min., 5/2010) SACD

Ist das „Weltmusik“? Irgendwie schon. Wenn türkische, israelisch-jüdische und spanische Sänger(innen) auf armenische Duduk-, bulgarische Kaval-, griechische Santur- und marokkanische Ud-Spieler treffen, dann ist die Welt, zumindest die des Mittelmeers, ziemlich gut repräsentiert. Und wenn einem diese Multikulti-Musikalienhandlung in Gestalt einer SACD mit prachtvoll bebildertem, siebensprachigem, gut 200 Seiten starkem booklet entgegentritt, dann ist klar: Man ist zu Gast bei Jordi Savall, dem spanischen Gambisten und Weltreisenden, der mal wieder ein hierzulande unbekanntes Kapitel im Buch der eurasischen Weltmusik aufgeschlagen hat – wie immer auf mustergültig anschauliche Art. Diesmal pilgert er mit seinem Hespèrion XXI-Ensemble und Gästen zur „Hohen Pforte“ zwischen Orient und Okzident, zur „Pforte des Glücks“, als die Konstantinopel/Istanbul vom 15. bis ins 18. Jahrhundert hinein besungen wurde.
Die osmanische Metropole, Sitz des Sultans, sollte diesen zum obersten Weltenherren küren, dem – vorausgesetzt, Juden und Muslime wären zum Christentum übergetreten – auch der Papst seinen Segen gegeben hätte! Dies bot in der Tat Papst Pius II. 1461 Sultan Memet II. an, kurz bevor er dann doch, vergeblich, zum Sturm auf die Türken aufrief. Jedenfalls war selten so viel kultureller „melting pot“ in der Weltgeschichte wie im damaligen Istanbul. Die Auswahl der 16 „Stimmen von Istanbul“, die Savall dem osmanisch-griechisch-sephardisch-armenischen Schmelztiegel entnommen hat, ist ebenso vielfältig geraten wie – ähnlich! Das jedenfalls suggeriert die Platte dem westeuropäischen Hörer, der sich seinen Bart gerne umschmeicheln lässt von den schleifenden Viertel- und Halbtönen der Ud-Laute, die im traditionellen hebräischen Gebet verblüffend denen der osmanischen „Gazel“-Improvisation ähnelt. Und der darüber trauert, dass diese Platte zugleich das Vermächtnis der wundervollen katalanischen Sängerin Montserrat Figueras geworden ist.

Christoph Braun, 03.03.2012


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