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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Gustav Mahler, Richard Strauss

Um Mitternacht

Alois Mühlbacher, Franz Farnberger

Preiser Records/Naxos PR 91192
(71 Min., 2011)

Vor einigen Monaten präsentierte der St-Florianer Sängerknabe und Sopransolist Alois Mühlbacher ein Rezital
mit Sopranarien von Mozart bis Puccini und verursachte damit beim Rezensenten unwilliges Kopfschütteln: Wie
kann ein Knabe von 14, 15 Jahren solches Repertoire zum Besten geben, am Klavier auch noch begleitet von
seinem Mentor und Chorleiter Franz Farnberger? Strauss‘ „Großmächtige Prinzessin“, Puccinis „Un bel dí
vedremo“ von einem Knaben – das war in der Tat mehr als grotesk.
Mittlerweile ist Alois sechzehn geworden, und er hat immer noch seine Sopranstimme – ein außergewöhnlicher Fall. In puncto menschliche und künstlerische Reifung ist er damit einem Alter etwas näher gerückt, in dem er das von ihm geliebte Repertoire tatsächlich zumindest anfänglich erfassen und umsetzen kann, zumal wenn man sich so intensiv mit Musik beschäftigt wie er. Wir können keine Aussage darüber machen, was es für seine weitere Entwicklung bedeutet, dass er Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ als Teenager mit einer Knabenstimme dem Publikum präsentiert. Wir können aber bekunden, dass Alois Mühlbacher diesen Zyklus auf der vorliegenden CD durchaus ansprechend, gut gestaltet und sehr konzentriert zu Gehör bringt. Franz Farnberger ist ihm dabei ein hervorragender Begleiter am Klavier: Er verfügt über bemerkenswerte pianistische Fähigkeiten und accompagniert sehr aufmerksam und flexibel.
Das Misstrauen des Rezensenten bezüglich der ebenfalls auf dieser CD angebotenen Darbietung der „Vier letzten Lieder“ von Strauss erwies sich indes allenfalls teilweise als unberechtigt: Zwar darf man es als erstaunlich bezeichnen, wie der junge Mann die Tessitura und die riesigen Bögen dieser Lieder bewältigt (gerade mit längeren Phrasen hat er doch andernorts atemtechnisch hörbar Mühe!). Auch klingt seine Stimme überraschend voll und rund, reifer als auf seiner letzten CD. Aber freilich kann man diese Version dennoch nicht gegen diejenige einer Gundula Janowitz oder einer Julia Varady stellen: Ungleich viel nuancenreicher und differenzierter vermag eine „ausgewachsene“ Stimme diese Kantilenen wiederzugeben, ungleich viel überwältigender vermag eine vollblütige Sopranstimme den Hörer schier einzuhüllen. Trotzdem bleibt das Staunen darüber, wie engagiert und auch erfolgreich Alois Mühlbacher sich mit dieser Musik auseinandersetzen konnte. Falls dies seine letzte CD als Sopran ist, wünschen wir ihm viel Glück für seinen weiteren künstlerischen Weg, der ohne Zweifel mit großen Herausforderungen verbunden sein wird.

Michael Wersin, 14.01.2012


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