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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Georges Bizet hat den Welterfolg seiner „Perlenfischer“ nicht mehr erlebt: Er verstarb 1875, zwölf Jahre nach der Pariser Uraufführung, die nicht sehr viel Furore gemacht hatte. Erst 1886 wurde das Werk in Paris wieder ins Programm genommen, 1887 konnte es dann in London, 1893 schließlich in Philadelphia Premiere feiern. Dennoch ging bald die Originalpartitur verloren, was ein gewaltiger Verlust ist: Man musste sich danach mit rekonstruierten Instrumentationen auf Basis von erhaltenen Klavierauszügen behelfen; besonders Bizets Originalversion des exotischen Klangkolorits – die Handlung spielt auf Ceylon – wäre von hohem Interesse, ist aber wohl ein für alle Mal verloren.
In den fünfziger Jahren entstanden in Paris zwei berühmte Einspielungen des Werks: 1954 diejenige von André Cluytens mit dem Ensemble der Opéra-Comique und Martha Angelici, Henry Legay, Michel Dens sowie Louis Noguera als Solisten – eine wundervolle Einspielung, die derzeit nur auf Umwegen neu erworben werden kann. Im Jahr davor wurde die vorliegende Version eingespielt: Das kanadische Sänger-Ehepaar Pierette Alarie und Léopold Simoneau befand sich auf der Höhe seines Ruhmes und vor allem seines Könnens, was unüberhörbar ist. Simoneau liefert z.B. eine sehr feine Version der höllisch schweren Mezza-voce-Arie „Je crois entendre encore“, und Pierette Alarie agiert zauberhaft u.a. in ihrer Cavatine „Comme autrefois“. Hervorragend mischen sich die Stimmen der beiden in den Duetten. Xavier Depraz ist ein gelegentlich etwas grober und nicht immer vollkommen intonationssicherer, aber insgesamt im Timbre sehr ansprechender und zudem ausdrucksstarker Zurga.
Weil die „Perlenfischer“ die zwei CDs der Box nicht vollkommen füllen, gibt es als Bonus noch ein kleines französisches Arien-Rezital mit Pierette Alarie unter Pierre Dervaux aus dem Jahre 1953 dazu.

Michael Wersin, 03.12.2011


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Kommentare

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Lieber Herr Wersin, Vielen Dank fuer diese engagierte Rezension fuer eine wertvolle Aufnahme, die nicht in Vergessenheit geraten sollte. Ich moechte nur richtigstellen, dass der Zurga dieser Aufnahme nicht der Bass Xavier Depraz war sondern der, wie Sie richtig bemerken, etwas rauhstimmige Bariton René Bianco.


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