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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Seven Seas

Avishai Cohen

Blue Note/EMI 9495492
(47 Min., 9 & 10/2010)

Der Bassist Avishai Cohen war in New York der bewunderte Schützling Chick Coreas. Dann kehrte er in seine israelische Heimat zurück, und mit dieser Verortung fand das polyglotte jüdische Erbe einen besonderen Eingang in die Musik des fast 41-jährigen Avishai Cohen. Sie mag einem als eine Art östliches Pendant zu dem west-mediterranen 'folklore imaginaire' des Italofranzosen Aldo Romano erscheinen. Was dem einen französisches Chanson und italienische Banda, ist dem anderen Liedgut aus der hebräischen oder der Ladino-Tradition, jeweils unterfüttert mit arabesker Rhythmik. Diese eigenwillige Art der Fusion findet auf "Seven seas" in zehn melodieseligen, harmoniesüchtigen Titeln einen süffig melancholischen Ausdruck. Unverwechselbar wie einst der Shearing-Sound ist der Klang von Cohens Stammbesetzung. Zu ihr gehören der Pianist Shai Maestro, der Oud-Spieler und Gitarrist Amos Hoffman, der Perkussionist Itamar Doari und die Sängerin Karen Malka – wobei der Leader selber auch singt. Bei den zirkulär strophenartig angelegten Kompositionen sorgt das Klavier für einen entfernt an Keith Jarrett gemahnenden Basspuls, die Melodie wird in Parallelführung von Bass, Oud und dem oft wortlosen Gesang Cohens und Karen Malkas vorgetragen. Itamar Doari zaubert ein äußerst feinnerviges west-östliches Rhythmusgeflecht dazu: Es erklingen gleichzeitig leichtfüßig perlende Beckenbeats und raffiniert vertrackte Schläge auf der Darabukka. Ausgesprochene Soli im klassischen Jazzsinne gibt es nur wenige, und die sind vor allem Bass und Klavier vorbehalten. Abwechslung entsteht durch unterschiedliche Tempi der Titel und auch dadurch, dass bei vier von ihnen ein Bläsersatz aus Saxofon, Flügelhorn, Posaune und Englischhorn zum Einsatz kommt. Auch geht zweimal der Strophendurchführung ein ausgedehntes Klavier- beziehungsweise Englischhorn-Intro voraus; vier sind eigentliche Lieder mit Wortgesang, wobei es sich beim letzten Titel um eine Ladino-Ballade handelt, bei der Cohen als Sänger mit sanfter Stimme sich selber am Klavier begleitet. Bei aller verhaltenen Melancholie durchpulst diese Musik eine Lebensfreude, die etwas mit dem mediterranen Licht zu tun haben muss, das zu der 'night-time-is-the-right-time' der blauen Töne doch eine erhebliche Distanz aufweist.

Thomas Fitterling, 02.04.2011


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