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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Tirtha

Vijay Iyer

ACT/Edel 1095032ACT
(61 Min., 3/2008)

Im Jahr seines vierzigsten Geburtstages schwimmt der amerikanische Pianist mit den südindischen Wurzeln auf einer Woge des Erfolgs. Mit seinem schlicht "Solo" betitelten letzten Album hatte er selbst die bis dato ungerührt gebliebenen Skeptiker überzeugt; beeindruckend, wie er da im besten Sinne kluge und dabei tief berührende Musik aus dem Geiste der afroamerikanischen Klaviertradition machte. Jetzt bringt Act ein Album heraus, das Iyer bereits 2008 produzierte. Im Jahr zuvor richtete Iyer ein Konzert zum 60. Jahrestag der indischen Unabhängigkeit aus und verpflichtete dazu die beiden Inder Prasanna und Nitin Mitta. Beide kommen aus der klassischen südindischen Musik, sind aber auch mit den aktuellen Formen westlicher Musikstile bestens vertraut. Prasanna überträgt das ganz von melismatischer und rhythmischer Ornamentik geprägte Idiom seiner Heimat auf die elektrische Gitarre, und Nitin Mitta erweitert das Vokabular der nordindischen Tabla um südindische und westliche Rhythmen. Bei dieser Gelegenheit erfuhren sich die drei als Individuen, die ohne in die Falle vordergründiger 'Fusion' zu tappen, eine persönliche, als sinnvoll und echt empfundene musikalische Konversation führten. Dieses Gespräch haben sie ein Jahr später im Studio mit "Tirtha" vertieft. Die Themen dafür stammen zu fast gleichen Teilen von Prasanna und Iyer. Was dabei auffällt, ist eine vorherrschende harmonische Statik, die einem weitgehend modalen Ansatz geschuldet ist. So kann sich die Ornamentik der Gitarre mit ihren kunstvollen Glissandi voll entfalten, ohne dass ihr dabei die starr gegebene temperierte Stimmung des Klaviers in die Quere käme. Ähnliches gilt für die virtuosen Tabla-Zyklen, die schon auch mal fast funky klingen. Die am letzten Album bewunderte, geradlinige berührende Schönheit der Selbstoffenbarung des Pianisten findet so jedoch hier nicht statt. Der westlich geprägte Hörer kann die Musik des Trios aber durchaus als geheimnisvolle spirituelle Reise synergetischer Stilerfahrung preisen; der eine oder andere allerdings mag sich von der als undurchschaubar empfundenen Komplexität der repetitiven Strukturen gelangweilt – oder auch von den ständigen Glissandi der Basstabla genervt – nach einem funktionsharmonisch geerdeten Zwischenstopp sehnen.

Thomas Fitterling, 26.03.2011


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