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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Francisco Guerrero, Tomás Luis de Victoria u.a.

Santiago a cappella

Monteverdi Choir, John Eliot Gardiner

Soli Deo Gloria/harmonia mundi SDG 710
(66 Min., 4 & 5/2004)

Das vorliegende Programm mit geistlicher Vokalmusik des 16. Jahrhunderts wurde im Jahre 2004 eingespielt und erschien erstmals 2005. Im Zuge der Trennung von seiner früheren Schallplattenfirma hat John Eliot Gardiner die Aufnahme nun in sein eigenes Label übernommen, wo sie eine zweite Chance erhält, Beachtung zu finden – verdiente Beachtung, wie der erste Höreindruck vermuten lässt.
Die Werkauswahl ist inspiriert durch die Imagination des uralten Pilgerweges nach Santiago de Compostela: Welche Musik haben die gläubigen Wanderer auf dem Weg und am Ziel in verschiedenen Kirchen und Kathedralen zu hören bekommen, welche haben sie selbst mitgebracht und aufgeführt? Das Programm beginnt mit einem dreistimmigen Marienlied namens "Matrem Mariam virginem"; es ist im "Llibre Vermell" überliefert, dessen Entstehung um 1400 in enger Verbindung mit den Pilgerreisen steht. Es folgen Motetten spanischer und portugiesischer Komponisten, die in Santiago oder auf dem Weg dahin zumindest erklungen sein könnten.
Gardiners Monteverdi Choir ist mit 23 Sängerinnen und Sängern für das präsentierte Repertoire recht stark bestückt. Infolgedessen ist der Gesamtklang nicht ganz so homogen – und weniger intim in seiner Wirkung auf den Hörer – als bei jenen Ensembles, die bei Renaissancemusik mit solistischen Besetzungen arbeiten. Vermieden wird auf diese Weise allerdings auch jene Tendenz zu geschmäcklerischer Sterilität, die bei einigen in jeder Hinsicht 'perfekten' Solistenensembles gelegentlich zu bemängeln ist. Außerdem entsteht eine klangliche Weiträumigkeit, die durchaus eine Kathedrale als Aufführungsort assoziieren lässt. Bei aller Fülle bleibt der Klang jedoch immer schlank und vor allem sehr flexibel: Die Stimmen schmiegen sich weich und biegsam in die weit ausgreifenden melodischen Linien. Für kleinere Intonationsunreinheiten (z. B. zu hohe Terzen im Diskant) entschädigt unter anderem die durchweg fesselnde Ruhe und Ausdrucksstärke des Gesangs, die einer stark verinnerlichten und hochsensiblen Führung des Ensembles durch den Dirigenten zu verdanken ist.

Michael Wersin, 06.11.2010


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