ET'CETERA/Codaex 1403
(144 Min., 4/2009) 2 CDs
Warum spielen in den letzten zwei, drei Jahren so viele Cellisten Bachs Solosuiten ein? Antwort: Weil die Plattenfirmen dann noch nicht einmal einen Klavierbegleiter bezahlen müssen. Den Interpreten mag es um ihre Auslegung des Neuen Testaments gehen, den Rechnern bei den Labels geht es immer um etwas anderes. Und so haben wir inzwischen an die 50 (!) Gesamtaufnahmen, mal knödelig-romantisierend, mal tänzerisch-entschlackt. Die neueste Aufnahme mit dem Holländer Roel Dieltiens zählt eher zu den Letzteren - und ist doch vielleicht auch die kurioseste.
Dieltiens vertraut dem Komponisten nicht so recht: Wo Bach einen Akzent setzt, muss er noch einen draufsetzen. So entsteht ein oft hyperpreziöser, technisch zwar gekonnter, aber interpretatorisch völlig übertüftelter und nicht selten manierierter Sechserzyklus. Die zahlreichen Pointen und "Spielraffinessen" stauen den tänzerischen Fluss dieser Musik, wenn sie ihn nicht gar ganz trockenlegen. Nicht einmal vor der abgrundtief traurigen Sarabande der Nr. 5 macht diese Methode Halt - wo man doch, um die erschütternde Wirkung zu erzielen, nur ganz, ganz schlicht bleiben müsste. Aber nun ja, die Auswahl an Aufnahmen ist ja groß genug …
Thomas Rübenacker, 23.10.2010
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