Naxos 8.55 1208
(70 Min., 11/2008)
Mozart und Brahms konnten keine Freunde werden, dazwischen lag (fast) ein Jahrhundertgraben. Wohl aber konnten das zwei Herren des Fin de Siècle, die beide Klarinettenquintette als Reflex auf die von Mozart und Brahms komponierten: der damals weltberühmte Geiger Henri Marteau und der damals völlig unbekannte Max Reger. Sie wurden es auch, Freunde. Heute kennt praktisch keiner mehr Marteau, nur noch Reger – so geht oft Geschichte. Nachdem der Klarinettist Klaus Hampl mit dem Quartetto di Roma bereits die "Vorbilder" Mozart und Brahms bewundernswert aufgenommen hat, liefert er nun Marteau und Reger nach. Ein hoher Repertoirewert ist dieser Einspielung also schon einmal sicher.
Das Regerwerk entstammt der spätesten Phase, es wird sehr impulsiv und bezwingend gespielt, wobei der Klarinette gut ansteht, dass ihr Klang die Traditionen mischt, die deutsche von Richard Mühlfeld (eher sämig, pastos) und die französische (eher schlank, biegsam). Das Quartett klingt typisch italienisch, ganz Impuls und Leidenschaft, aber ohne (wie oft das Quartetto Italiano!) die Genauigkeit auf der Strecke zu lassen. Das Werk von Marteau allerdings ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig – es schießt mitunter ziemlich ziellos durch die Stromschnellen der Spätromantik, einmal sinnlich klingend wie Schönbergs "Verklärte Nacht", dann wieder kauzig und kaustisch wie Schreker oder Zemlinsky. Gespielt ist allerdings auch das fabelhaft – und somit eine willkommene Begegnung.
Thomas Rübenacker, 18.09.2010
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