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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Georg Friedrich Händel

Berenice

Klara Ek, Ingela Bohlin, Franco Fagioli u.a., Il Complesso Barocco, Alan Curtis

Virgin Classics/EMI 628 536-2
(166 Min., 11/2009) 3 CDs

Erst vor 25 Jahren hat Händels Oper "Berenice" ihren Platz auf der Bühne wiedergefunden – nach ihrer Uraufführung 1737 in London, wo sie nach wenigen Nachfolgeaufführungen schnell wieder vom Spielplan von Covent Garden verschwand. Warum Händels Dreiakter bis zu seiner Wiederentdeckung solange in der Warteschleife verharren musste, ist schon verwunderlich. Denn am Stoff und an der Musik kann es nicht gelegen haben. Das von Antonio Salvi vorgegebene Libretto bietet schließlich eine dieser klassischen Lovestorys aus fern zurückliegenden Zeiten. Nur das Happy End fehlt, da die ägyptische Königin Berenice ihren Angebeteten der Staatsräson zum Opfer bringt. Und wenngleich Händel die Orchesterpartitur hier radikal entschlackt hat (keine Hörner, Trompeten und Flöten), sind ihm doch auch wieder Arien und Instrumentalsätze für die Ewigkeit aus der Feder geflossen. Allein bei der Largo-Arie "Tortorella che rimira" der verzweifelten Schwester Berenices bleibt einfach die Zeit stehen – angesichts der Seufzer in den Streichern und der kostbar in sich ruhenden Mezzo-Stimme von Romina Basso. Und kurz zuvor, bei der Eröffnungs-Sinfonia zum 3. Akt, begegnet man gar dem geschmeidig-dahinfließenden Ur-Thema von Händels späterer "Feuerwerksmusik".
Dass "Berenice" eher auf einnehmende Gefälligkeit setzt und dabei nicht mit großen, dramatischen Knalleffekten aufwartet, kommt nun auch Alan Curtis zugute. Bekam er mit seinem "Il Complesso Barocco"-Team oftmals in Händels Opern die Spannung und den Drive einfach nicht zu packen, besitzt sein Dirigat jetzt stilvolles Edelmaß und natürliche Delikatesse. Die eigentliche Trumpfkarte ist aber ein Sänger-Ensemble, das ganz ohne große Namen auskommt und trotzdem groß in Form ist. Besonders gilt das für die Sopranistin Klara Ek in der Titelrolle und dem von ihr vergeblich angeschmachteten Countertenor Franco Fagioli. Denn was die Ausdrucksskala von anrührender Schlichtheit bis zu den gereizt hinausgeschleuderten Verzierungen angeht, haben sich Berenice und Demetrio zumindest hier im Aufnahmestudio gesucht und gefunden.

Guido Fischer, 28.08.2010


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