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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Sinfonien Nr. 29, 31, 32, 35, 36

Scottish Chamber Orchestra, Charles Mackerras

Linn Records/Codaex CKD 350
(117 Min., 7/2009) 2 CDs

Reifer Mozart, in jeder Hinsicht: Die A-Dur-Sinfonie komponierte der gerade in Salzburg flügge gewordene 18-Jährige, die "Linzer" in C-Dur der bereits 27-jährige Routinier. Nur dass es bei Mozart keine Routine gab, so abenteuerlich rasch die "Linzer" auch entstand (auf einer Kutschfahrt von Wien nach Salzburg, um in Linz noch schnell eine Sinfonie aufführen zu können) – sie ist ein Meisterwerk, wie's selbst den Meister noch über sich selbst hinauswachsen ließ. Ähnliches könnte man von dem Meisterinterpreten Mackerras sagen. In den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts nahm er, für Telarc, schon einmal Mozarts Sinfonien komplett auf, mit dem Prager Kammerorchester. Aber erstens reagierte das nicht so vif wie das Scottish Chamber Orchestra, und die unglücklich hallige Akustik des Aufnahmeorts tat ein übriges, diese wunderbar klaren Strukturen zu verschwiemeln. Mackerras, der alte Fuchs, muss es gemerkt haben, aber Verträge sind Verträge. Nur, würde er dann jetzt, mit bald 85 Jahren und dem Scottish Chamber Orchestra, noch einmal eine Gesamtaufnahme anpeilen? Dass er's tut, ist ein Segen. Der Mann wird so jung wie das Orchester ist. Zugleich aber wächst sein Erfahrungsschatz. Und deshalb gibt es heute keinen besseren Mozart.
Man weiß ja, ein gutes Orchester kann auch ohne Dirigenten spielen, während der ohne Orchester keinen Ton herausbrächte. Aber das Scottish Chamber Orchestra und sein Conductor Laureatus haben eine Symbiose entwickelt, die Ensemble und Dirigent untrennbar macht – ähnlich wie Virtuose und Instrument. George Szell war immer so stolz darauf, sein Cleveland Orchestra funktioniere "wie ein Streichquartett". Nun, dann geht Mackerras mit dem SCO noch einen Schritt weiter: Es funktioniert wie ein Weltklasse-Streichquartett. Das bedeutet nicht nur Homogenität. Das bedeutet durchaus auch individuelle Attacke, das Sich-Lösen vom Kollektiv – und dennoch eingebunden zu sein in ein Dirigat, das nicht lediglich den Verkehr regelt, sondern inspiriert, ja befeuert. Beispiel Temporelationen: Selten hört man solche nahezu unmerkliche Raffinesse, wenn beschleunigt oder verlangsamt werden muss, weil der Herzschlag der Musik subtil sich ändert. Der Rezensent brauchte jedenfalls keine einsame Insel für diese Mozartaufnahme. Ein finsterer Kerker würde genügen: Selbst der erschiene als ein Paradies.

Thomas Rübenacker, 17.07.2010


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