medici arts/Naxos 2051958
(112 Min., 5/2002)
Nie war das Verhältnis zwischen Claudio Abbado und den Berliner Philharmonikern so harmonisch wie am Ende seiner Amtszeit. Während in den Jahren davor oft die internen Spannungen, aber auch der großflächige Generationswechsel im Orchester einen leichten Schatten über die gemeinsamen Konzerte geworfen hatten, zeigten gerade die letzten Abende der Ära Abbado, was er in seinen zwölf Berliner Jahren erreicht hatte. Auch beim Europakonzert vom 1. Mai 2002 in Palermos stimmungsvollem Opernhaus entfaltet sich der (inzwischen schon wieder historische) Philharmonikerklang Marke Abbado mit einer berückenden Selbstverständlichkeit. Was auch daran liegt, dass hier schon die Vertreter der neuen Philharmonikergeneration an den Pulten sitzen: Immer wieder schwenkt die Kamera zu Konzertmeister Guy Braunstein, aber vor allem zu den Bläserpulten, wo Emmanuel Pahud und Albrecht Mayer zum Niederknien schöne Soli spielen. Weder Brahms’ Violinkonzert noch Dvořaks "Aus der Neuen Welt" wirken so im Geringsten forciert, sondern scheinen sich aus einem flexiblen Aufeinander-Hören zu entwickeln. Die Stimmungswechsel im Kopfsatz des Brahms-Violinkonzerts besitzen eine verblüffende Natürlichkeit, die gut zum unverkrampften Spiel von Gil Shaham passt. Und Dvořaks oft verrumpelte Neunte klingt hier schlank und klar, aber immer mit inniger melodischer Empfindung. Auch Beethovens "Egmont"-Ouvertüre und Verdis "Sizilianische Vesper" klingen energisch und emphatisch ohne irgendwelche Mätzchen. Da wird einfach nur gut Musik gemacht.
Jörg Königsdorf, 15.05.2010
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