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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Franz Schubert

Deutsche Schubert-Lied-Edition, Folge 35

Sibylla Rubens, Detlef Roth, Reto Kuppel, Peter Riehm, Daniel Grosgurin, Uta Jungwirth, Ulrich Eisenlohr

Naxos 8.57 2322
(62 Min., 4 u. 5/2009)

Die letzte Folge der Einspielung sämtlicher Schubertlieder: Was mag sie wohl enthalten? Welche Gesänge haben in keine andere Folge gepasst und waren es dennoch wert, am Ende präsentiert zu werden? Wer Schuberts Lieder nur aus den praktischen Ausgaben der Edition Peters kennt, der ahnt nicht im Mindesten, wie viele Skizzen, Fragmente und Alternativversionen zusätzlich zu den vollendeten und eingebürgerten Liedern überliefert sind. Freilich kann man all diese Werkstatt-Schätze nicht im Rahmen einer Aufnahme präsentieren, und sei diese Aufnahme noch so umfassend angelegt. Aber Einiges war dann doch dabei, das Beachtung verdient: Bewegend etwa das Fragment Deutsch-Verzeichnis 1a, ein immerhin elfminütiges Gebilde ohne Text, das aber sicher ein unvollendetes Gesangsstück mit Klavierbegleitung ist – vielleicht Schuberts erstes Liedprojekt. Der Herausgeber der Serie, Ulrich Eisenlohr, setzt, weil der Text fehlt, ein Cello ein und er tat gut daran: Wir hätten auf dieses erstaunlich differenzierte Frühwerk nicht verzichten wollten. Daniel Grosgurin musiziert auf dem Cello so sprachnah, als wollte sein Instrument gleich beginnen, Laute zu formen. Ein Erlebnis.
Kurios mutet die Liedversion einiger Verse aus dem sechsten Kapitel des Johannesevangeliums an: ein ganz ungewöhnliches Sujet für Schubert, wacker bemeistert in durchkomponierter Gestalt mit beachtlicher rhetorisch-musikalischer Intensität. Der Bariton Detlef Roth trägt dieses Stück und einige andere Gesänge auf dieser CD sehr engagiert und angenehm sprachorientiert vor, wenngleich sein Stimmeinsatz gelegentlich durch eine etwas unangenehme Härte irritiert. Homogener agiert Sibylla Rubens, die in einigen reizenden Miniaturen die bezaubernde (wiedergewonnene?) Geschmeidigkeit ihrer überaus anschmiegsamen, Schuberts Linien geradezu liebkosenden Stimme unter Beweis stellt. Manches mehr gibt es zu entdecken auf dieser bunten CD, genannt sei noch Schuberts frohlockende musikalische Reaktion auf den österreichisch-deutsch-russischen Sieg über Napoleon bei der Leipziger Völkerschlacht des Jahres 1813 für Gesang, zwei Geigen und Klavier. Man höre und schmunzele selbst.

Michael Wersin, 24.04.2010


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