home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Robert Schumann, Franz Schubert, Hugo Wolf, Richard Strauss u.a.

Verwandlung - Lieder eines Jahres

Christiane Karg, Burkhard Kehring

Berlin Classics/Edel 0016622BC
(56 Min., 9/2009) 1 CD

"Am Lied reizt mich besonders die Arbeit am Detail, an dem man unendlich feilen kann", bekundet die 1980 im bayerischen Feuchtwangen geborene Sopranistin Christiane Karg im Beiheft ihrer ersten Lieder-CD. Der Hörer weiß vom ersten Augenblick an, dass die Sängerin das tatsächlich ernst meint: Ihr Gestaltungswille, der sich stets an der Textaussage entzündet, erreicht bisweilen fast ein Schwarzkopf'sches Maß – ohne dass dabei freilich jene schwer erträgliche, biedere Strenge durchscheinen würde, mit der die große Vorgängerin ihr Publikum bevormundete. Nein, Christiane Karg formt und feilt ohne Zwang und ohne erhobenen Zeigefinger, aus reiner Lust am Spiel der Töne mit den Worten. Pure Freude an der famosen Vielfalt des Liedrepertoires spricht auch aus der bunten Programmzusammenstellung: Der rote Faden ist ein Gang durch die vier Jahreszeiten, bei dem eine Menge reizvoller Stationen passiert werden. Bekanntes von Schubert, Schumann oder Wolf steht neben selten zu Hörendem von Zemlinsky, Ligeti oder Eisler. Burkhard Kehring begleitet all dies lebendig, umtriebig und nicht weniger farbenreich als die Sängerin (wobei es verwundert, dass sich gerade in Schumanns bekannte "Frühlingsnacht" ein falscher Klavierton eingeschlichen hat).
So könnte diese Lied-CD eine reine Freude sein, wären da nicht einschränkend ein paar stimmliche Aspekte zu benennen: Die Kehrseite des kreativ abwechslungsreichen Stimmeinsatzes ist ein etwas monotones Vibrato, in das Christiane Karg vor allem in höherer Lage immer wieder gern verfällt. Tritt es gemeinsam mit einer etwas zu spitzen Führung der Stimme auf (so etwa in einigen Passagen von Clara Schumanns "Er ist gekommen"), dann wünscht der Hörer sich einen akustisch komfortablen, körperhafteren, wärmeren Klang herbei. Ein anderes kleines Problem sind die hin und wieder auftretenden Intonationstrübungen, häufig sicher dem gestalterischen Eifer geschuldet. Alles keine schlimmen Mängel, die der weitere Reifungsprozess wahrscheinlich beseitigen wird – aber sie manifestieren eben doch jenen deutlichen Unterschied zu den exzeptionell brillanten frühen Dokumenten einer Janet Baker oder eines Dietrich Fischer-Dieskau.

Michael Wersin, 13.03.2010


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top