In & Out Records/in-akustik 02070502
(60 Min., 3/2009) 1 CD
Das swingende Klavierspiel liebte Paul Kuhn schon, als er noch Schlager sang oder – 1968 bis 1980 – die Bigband des Senders Freies Berlin leitete. Nach dem Ausscheiden wäre manch anderer in den Ruhestand getreten. Paul Kuhn hingegen nutzte die Chance, sich endlich kompromisslos dem swingenden Jazz zu widmen. Das Repertoire bei dem Konzert im Kölner Cabaret "Senftöpfchen" entstammte – wie bei den meisten seiner Konzerte – aus den 1950ern oder aus noch früheren Zeiten. Seien es "Nuages" von Django Reinhardt, "Speak Low" von Kurt Weill, "I Love Paris" von Cole Porter oder "Puttin' on the Ritz" und "The Song Is Ended" von Irving Berlin: Begleitet von Willy Ketzer am Schlagzeug und Martin Gjakonovski am Bass griff er bei allen sechzehn Songs entspannt in die Tasten. In seinen Ansagen kokettiert Paul Kuhn, einst Schlagersänger, Bandleader und Conférencier mit großer Fangemeinde, mit der Tatsache, dass er so alte Titel ausgewählt hat, und an einer Stelle ist auch zu hören, dass im Hintergrund jemand nach "When I Fall In Love" leise "Schönes Lied" sagt. Ja, es sind schöne Lieder, und zwischendurch gönnt sich Kuhn auch das Vergnügen, den einen oder anderen Song zu singen. Dabei verleiht Kuhns Nonchalance dem Auftritt so viel eigenen Charme, das es nicht einmal stört, wenn er in einigen Gesangstiteln nicht jeden Ton trifft. Der gut ausbalancierte Live-Mitschnitt gibt die Atmosphäre zwischen intimem Wohnzimmerkonzert und Bar gut wieder.
Werner Stiefele, 20.02.2010
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