Arthaus Musik/Naxos 101481
(80 Min., 9/2008) 1 DVD
Seit Beginn seiner Karriere pflegt Franz Welser-Möst eine enge Beziehung zu den Sinfonien Anton Bruckners. Eine forsche Aufnahme der Fünften gehörte zu den ersten Einspielungen, mit denen er als junger Chef des London Philharmonic Orchestra auf sich aufmerksam machte und erst vor Kurzem zeigte ein DVD-Mitschnitt aus dem Wiener Musikverein die gewachsene Brucknerkompetenz des Österreichers. An diese eindrucksvolle Aufführung der Neunten kommt die nunmehr ebenfalls mit dem Cleveland Orchestra nachgeschobene Siebte leider nicht heran: Im Gegensatz zur Hochspannung, die beim Wiengastspiel die Musiker und ihren Chef erfasste, herrscht in der heimischen Severance Hall die gelassene Routine eines Abo-Konzerts. Welser-Möst hält die Musik zwar von Anfang bis Ende in moderatem Fluss, setzt jedoch auch wenig dramatische Akzente. Das Orchester leistet dazu Brucknerdienst nach Vorschrift und spielt korrekt, aber ohne die Inspiration, die den Einsatz eines Motivs zu etwas Besonderem, spontan Erlebtem machen würde. Ansätze, der Musik Stimmung und Ausdruck zu verleihen, sind nur momentweise hörbar (etwa zu Beginn des Adagios und des Finales), versickern aber regelmäßig nach wenigen Takten. Erschreckend, wie sehr das Stück so an Aura verliert, weil weder Welser-Möst noch sein Orchester in ihr irgendein Geheimnis zu suchen scheinen. Auf mehr Bruckner aus Cleveland ist man da nicht wirklich neugierig.
Jörg Königsdorf, 06.02.2010
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