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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Frédéric Chopin

Klavierkonzerte

Rafał Blechacz, Concertgebouw-Orchester Amsterdam, Jerzy Semkow

DG/Universal 477 8088
(74 Min., 7/2009) 1 CD

Nun also wieder Chopin. Der Hausgott des immer noch sehr jungen polnischen Pianisten Rafał Blechacz, er ist – nach einem höchst gelungenen Ausflug in die so genannte Wiener Klassik, zu den frühen Sonaten der Heroen Haydn, Mozart und Beethoven – wieder Objekt der künstlerischen Begierde. Konkret die beiden Klavierkonzerte, von denen es geschätzt 1001 märchenhafte Aufnahmen gibt. Will sagen: Das Terrain ist eigentlich hinreichend beackert, und Blechacz wagt sich hier nicht zuletzt auch deswegen weit aus dem Fenster, wenn man nur bedenkt, dass sein Landsmann Krystian Zimerman, einer der größten Pianisten unser Zeit überhaupt, diese Werke auch schon mehrfach auf Platte gebannt hat – und in jedem Fall mit wenngleich unterschiedlichem, doch stets phantastischem Resultat. Allein deswegen ist der Hut vor Blechacz zu ziehen. Denn seine Interpretationen wirken in ihrer Seriosität wie eine Fortsetzung des Zimerman'schen Ethos in der Causa Chopin. Jedes oberflächliche Gestikulieren, jedes virtuos-effektheischende Gebaren ist ihnen fremd. Es waltet, und das in beiden Klavierkonzerten, tiefer, tief bewegender Ernst, es waltet lyrische Innerlichkeit. Die Werke werden nicht einfach zur Schau gestellt, also "demonstriert". Nein, sie werden vielmehr in ihrer Struktur, vertikal wie horizontal, ergründet. Das Chopin-Bild, wie es durch zahlreiche künstlich aufgeschäumte "Interpretationen" in immer größere Schieflage gebracht wurde, kommt so wieder an seinen rechten Platz. Und es wird – auch wegen der äußerst dezenten Begleitung durch das Amsterdamer Concertgebouw Orchestra unter dem behutsamen Jerzy Semkow, glaubwürdig evident, dass dieser Komponist kein emotional übersteuerter Neurotiker war, sondern durch und durch ein Erbe des Romantikers Beethoven. Dies gleichsam in eine Art von musikalischer Kammerszene gesetzt zu haben, dafür darf, ja muss man Rafał Blechacz danken. Und ihn sogleich auffordern, wieder einmal bei Beethoven vorbeizuschauen. Die späten Sonaten wären interessant. Chopin dann wieder ein anderes Mal.

Jürgen Otten, 30.01.2010


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