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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert

Moments musicaux, Impromptus

David Fray

Virgin Classics/EMI 694 4890
(72 Min., 4/2009) 1 CD

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass man ein Booklet liest und daran haften bleibt. In diesem Fall ist es so. Ein Pianist macht sich Gedanken: Gedanken über die Stücke, die er spielt. Gedanken über den Komponisten, über das, was dieser aufgeschrieben hat, rund 200 Jahre zuvor. Und –
warum er es tat, was sich darin ausdrückt, was das Außerordentliche an diesem Sich-Ausdrücken ist, vielleicht das Einzigartige. David Fray hat beim Blick in Schuberts Seele und in seine Moments musicaux D 780 und die Impromptus D 899 etwas für diese Stücke Wesentliches gefunden: "Das Besondere an Schuberts Genie ist, dass er den Eindruck vermittelt, er komponiere gar kein Thema, sondern lasse eine uralte Melodie, die in uns war, ohne dass wir es gemerkt haben, auf einer höheren Ebene in unser Bewusstsein gelangen; ein Thema, das aus uns selbst gekommen ist, aus unserem eigenen Schweigen, das an ein geduldiges Wandern denken lässt, eine Hoffnung, die der Unausweichlichkeit ausgeliefert ist." So wie die Worte, so klingen die Töne und Klänge. Wie eine Erinnerung, hauchzart oder auch blau-schimmernd, nicht schillernd. In Ihnen wohnt das Vage, dabei das sanft (und schier ewig) Fließende, das Leise, manchmal sogar die Stille. Fray spielt diese Musik so introvertiert, als sei er allein mit dem Komponisten. Er deutet sie als einen Akt des innigen, ja intimen Zwiegesprächs. Beharrlich horcht er in den anderen hinein, hört ihm zu (und zwingt uns so, dass wir ihm zuhören). Oder er flüstert etwas in den Raum, das dort schwebt, leicht wie eine flaumige Feder. Umso überraschender dann die Ausbrüche wie etwa im c-Moll-Impromptu aus D 899. Sie muten an wie das Erwachen aus einem Traum, der den Träumenden weit von der Welt entrückte, in elysische Gefilde trieb, dorthin, wo Ruhe herrscht – und Kontemplation.

Jürgen Otten, 10.10.2009


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