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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johannes Brahms

Violinkonzert, Doppelkonzert

Julia Fischer, Daniel Müller-Schott, Philharmonisches Orchester Niederlande, Yakov Kreizberg

PentaTone classics/Codaex PTC 5186 066
(73 Min., 12/2005, 12/2006) 1 CD, SACD

Wurde noch vor wenigen Jahren allerorts das beängstigende Szenario beschrieben, dass exzellente Instrumentalisten zukünftig nur noch aus dem Ostblock und aus Asien, keinesfalls aber mehr aus Deutschland zu erwarten seien – schon gar nicht in den sogenannten "übe-intensiven" Disziplinen wie Klavier und Violine –, schlägt die hiesige Nachwuchsszene plötzlich tollste Blüten. Eine davon ist zweifellos die heute 24-jährige Geigerin Julia Fischer, die das Potential hätte, eine Generation nach Anne-Sophie Mutter zum ganz großen Star zu werden. Auch das vorliegende Brahmsalbum bezeugt die wirklich exzeptionelle Souveränität auf ihrem Instrument, eine in allen Belangen makellose Technik und eine glänzende, ausgereifte, durchsetzungsfähige und temperamentvolle Artikulation. So ist es besonders schade, dass weder das Brahmsviolinkonzert noch das Doppelkonzert mit Daniel Müller-Schott ganz so gelingt, wie es den Möglichkeiten gemäß wäre. Nicht allein die schwammige, wenig anspornende Begleitung durch die niederländischen Philharmoniker unter Yakov Kreizberg steht dem Erfolg beim Violinkonzert im Wege, sondern auch – und vor allem – das Fehlen einer erkennbaren interpretatorischen Idee, die die Werke als Ganzes darstellte, statt sie bloß von einer Stelle zur nächsten zu treiben. Uneinheitliche und in der Sache schwer begründbare Rubati, Temposchwankungen und dynamische Manierismen lassen die Musik selten zu sich selbst kommen. Vieles wirkt wie aus dem Stehgreif erdacht, provisorisch und nicht ausreichend weitsichtig, zumal in der Abstimmung mit dem Ensemble zu ungenau. Auch das insgesamt rundere, musikalisch freilich auch robustere Doppelkonzert tut sich schwer, den großen Bogen zu finden, könnte geradlinigere Tempi und etwas weniger Emphase vertragen, ist aber in der Zusammenarbeit der Beteiligten harmonischer und kompakter.

Raoul Mörchen, 01.09.2007


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