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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



"Ich glaube nicht, dass es in der Geschichte der Oper schon jemals etwas so Großartiges gegeben hat", ließ Luciano Pavarotti im Anschluss an diese 100-Jahr-Gala der Metropolitan Opera verkünden. Zwar war das Haus, als man es 1883 eröffnet hatte, noch ein ganz anderes: schallundicht, ramponiert, aber mit jener Aura, die im 1966 bezogenen Lincoln-Center seither fehlt. Zum Jubiläum indes, zu welchem James Levine getrommelt hatte, erschienen alle, auch wenn sie sich längst zur Ruhe gesetzt hatten. So entstand ein sängerisches Porträt der frühen Achtzigerjahre, wie es extremer, repräsentativer, aufgetakelter kaum denkbar ist.
Birgit Nilsson, damals 65-jährig, schmettert noch einmal Isolde (1. Aufzug!). Marilyn Horne begeistert puffärmelig als Dalila. Breitbeinig porträtiert James McCracken einen Südstaaten-Revolver-Otello. Die Föhnfrisur von Joan Sutherland beansprucht die Erfindung des amerikanischen "Big Hair" für sich (sonst eher bekannt durch Dolly Parton). Grace Bumbry erhebt ihr Gorgonenhaupt für "Nabucco". Judith Blegen erlebt ihren zweiten Frühling als "Rosenkavalier"-Sophie (und Elisabeth Söderström ihren dritten als Marschallin). Sogar Edda Moser erniedrigt sich zu einer Nebenrolle in Rossinis "Italienerin in Algier". Hier galt: Dabeisein ist alles. Meist beflügelte der festliche Rahmen zu erstaunlichen Gesangsleistungen.
Natürlich ereignet sich dies alles unter türkisen Rücken- und Bauchschleifen in den aberwitzigsten Dekorationen von Franco Zeffirelli bis David Hockney. (Als sich der goldene Vorhang für "Samson et Dalila" teilt, erschallt im Zuschauerraum Gelächter.) Das Met-Orchester schießt würdig aus allen Rohren. Leonard Bernstein schaut kurz für Beethovens dritte Leonoren-Ouvertüre vorbei. Und während sogar Sesto Bruscantini hier noch singt, sitzen im Hintergrund alte Legenden wie Bidu Sayão, Eleanor Steber, Zinka Milanov, Ferruccio Tagliavini und Erna Berger auf Goldstühlchen – und bewundern.
Was soll man sagen? Die absurdeste und schönste Operndevotionalie, die auf DVD denkbar ist.

Robert Fraunholzer, 26.09.2009


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