Mirare/harmonia mundi MIR 081
(105 Min., 8/2008) 2 CDs
Nicht Fisch und nicht Fleisch ist diese h-Moll-Messe: Angeblich besteht das traditionsreiche Ensemble Vocale de Lausanne aus professionellen Sängern – aber deren Professionalität kann sich kaum auf Ensembleerfahrung beziehen, denn die Stimmen harmonieren oft gar nicht miteinander. Wann hat man zuletzt den Beginn der "Kyrie I"- oder der "Et in terra pax"-Fuge so unsauber und inhomogen gehört? Und: Auf was für Instrumenten wird hier eigentlich musiziert? Ein Beiheftfoto des Orchesters zeigt historische Blasinstrumente, auf der CD wird mit 440 Hertz gespielt, und man hört etwa im "Domine Deus"-Duett eindeutig eine Blechflöte, deren Spieler auch noch großzügig auf die originalen charakteristischen Zweierbindungen der Achtel verzichtet. Die Solovioline in der "Laudamus"-Arie ergeht sich teils in fettem Vibrato, die Gesangssolistin kontert mit rhetorisch völlig unterbelichtetem Gesang. So geht es dahin, und man fragt sich, warum Michel Corboz, der nach einer süffig-romantischen Einspielung der h-Moll-Messe von 1996 (Erato) erst im Jahre 2004 eine insgesamt recht klar konturierte, in puncto Solisten prominent besetzte h-Moll-Messe (Virgin, mit Sandrine Piau, Bernarda Fink und Markus Schäfer) vorlegte, sich nun in seiner dritten CD-Version derartig ins interpretatorische Niemandsland zurückfallen lässt. Eine überflüssige Produktion.
Michael Wersin, 17.07.2009
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