home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5

Porgy & Bess

Tony Lakatos, hr-Bigband

Skip Records/Soulfood SKP 9085
(86 Min., 12/2006) 2 CDs

Immer wieder bearbeiten Jazzmusiker George Gershwins Oper "Porgy and Bess" – mit wechselndem Erfolg. Jörg Achim Keller hat sich mit der Frankfurt Radio Bigband – früher weniger international hr-Bigband genannt – als eigenständiger Top-Bearbeiter eingereiht. Seine Hochachtung vor Gershwin erlaubt ihm, den Duktus der Songs vom Original abzukoppeln und aus den Themen eigenständige, neue, auf das europäische Orchester abgestimmte Arrangements einzusetzen. Nur in einem bleibt er mit der bislang bedeutendsten Bearbeitung verwandt: Wie einst Gil Evans sämtliche Songs auf Miles Davis zuschnitt, stellt er den Tenorsaxofonisten Tony Lakatos in den Mittelpunkt. Der war allerdings ursprünglich gar nicht für diese Rolle vorgesehen; die Bigband übertrug sie ihm nur, weil der ursprünglich eingeplante Michael Brecker den geplanten Produktionstermin wegen seiner Leukämie-Erkrankung absagte und wenig später starb. Es wäre falsch, Lakatos nun als zweite Wahl abzutun, denn er formuliert die Soli auf seine eigene, kaum mit Brecker verwandte, höchst persönliche Art.
Keller bevorzugt – anders als Evans – eine dunkle, kraftvolle Rhythmusgruppe und üppige Bläsersätze, die er – ein gutes Beispiel ist "Oh, Doctor Jesus" mit treibender Vehemenz unter und neben Lakatos platziert. Der wiederum nimmt die Melodien als Anlass für eine rein aus musikalischen Gesichtspunkten erfolgende Gestaltung – in seinem Spiel schimmert nicht die geringste Erinnerung an die Texte durch. So fällt es leicht, "Summertime" oder "There’s a Boat Dat’s Leavin‘ Soon for New York" als Sambas daherkommen zu lassen und einem in der Einleitung von flirrenden Holzbläsern ummalten "Here Come de Honey Man" eine an Miles Davis‘ "All Blues" erinnernde Bassfigur zu unterlegen. Das alles hat mit Gershwins Original und dem Gros der Bigband-Bearbeitungen wenig zu tun. Da die 19 Titel jedoch mit viel Fantasie arrangiert sind, haben Keller und Lakatos eine neue, bedeutende Variation des Materials von "Porgy and Bess" geschaffen.

Werner Stiefele, 06.06.2009


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top