home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Johann Strauß jr.

Fürstin Ninetta

Ninetta Chor, Stockholm Strauss Orchestra, Valéria Csányi

Naxos 8.66 0227-28
(103 Min., 10/2007) 2 CDs

Wenn man die "Fürstin Ninetta" von Johann Strauß jr. googelt, erhält man mehr Information über "Strauss Fleisch, Spitzen Qualität & günstige Preise, www.kauartikel.com" als über diese Operette – so bekannt ist sie. Selbst der beste deutsche Operettenkenner, Volker Klotz, erwähnt sie in seinem Standardwerk "Operette – Porträt und Handbuch einer unerhörten Kunst" mit keiner Silbe. Dabei ist sie ein Kompendium Strauß'scher Melodienseligkeit – vielleicht zu sehr ein Kompendium, und das traditionell dünne Straußlibretto wird hier so dünn, dass man es zwischen linkem und rechtem Auge gerade noch als Zwirnsfaden wahrnimmt. Die Autoren, Hugo Wittmann und Julius Bauer, lieferten ohnehin nur die Story und Liedertexte, Dialoge wurden nachträglich aufgepappt; hier ließ man sie gleich ganz weg. Die Liveaufnahme mit schwedischen Sangeskräften und dem Stockholm Strauss Orchestra ist letztlich auch nur wieder ein Kuriosum, das die längst ausgereizte Diskografie um etwas "Neues" bereichern soll. Nun, Kompendium hin oder her: Abgesehen von der "Neuen Pizzicato-Polka" ist das Strauß von strikt zweiter Klasse. Und dann auch noch ziemlich zweifelhaft dargeboten.
Das beginnt mit Sängern, deren Deutsch uniform schauderhaft ist (verschämt bietet Naxos den Text nicht im Booklet an, sondern im Internet), die gerne zu tief intonieren oder schreien, und hangelt sich über eine mal gediegene, mal fragwürdige Orchesterleistung hin zur doch recht groben Aufnahmetechnik, die "Präsenz" verwechselt mit "Überfall". Und die Operetten-endemische Komik macht geradezu depressiv. Wohlgemerkt, hier schreibt ein Liebhaber der Gattung! Mitunter zieht's dem Hörer sämtliche Löcher in den Socken zusammen, das immerhin kann man zugunsten dieser Veröffentlichung sagen. Das Werk wurde, so liest man's, zwischen der Premiere 1893 und dem Jahr 1905 in etwa einem Dutzend Theater des Kaiserreiches mit gutem Erfolg gespielt, dann gründlich vergessen. Meint Booklettexter Berth Vestergard: "Dornröschen schlief hundert Jahre, 'Fürstin Ninetta' sogar 102." Aber wie spricht der Volksmund? Schlafende Hunde soll man nicht wecken ...

Thomas Rübenacker, 02.05.2009


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top