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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johannes Brahms

Ein Deutsches Requiem

Sandrine Piau, Stéphane Degout, Brigitte Engerer, Boris Berezovsky, Accentus, Laurence Equilbey

Naïve/hamonia mundi AV 4956
(64 Min., 6/2003, 7/2003) 1 CD

Klavier zu vier Händen statt Orchester: Behelfsversion oder künstlerisch eigenwertige Fassung? Beides. Brahms war vom Verleger der Originalfassung seines Deutschen Requiems dazu angehalten worden, auch eine Klavierfassung zu erstellen, um das Werk für breitere Kreise aufführbar zu machen - ein in einer Zeit ohne Tonträger sehr verbreitetes und ausgesprochen sinnvolles Verfahren zur Popularisierung neuer Musik. Brahms erledigte diese Arbeit zwar nicht ganz ohne Murren, schuf letztendlich aber eine sorgsam und detailliert ausgearbeitete, individuelle Fassung, die ihm, wie ein Brief an den Verleger beweist, selbst recht gut gefiel. Sie lag dann der Londoner Premiere des Jahres 1871 zu Grunde, für die ein Orchester nicht finanzierbar gewesen war.
Laurence Equilbey wagte nun eine Einspielung dieser Version, und sie hat recht daran getan: Der von Brigitte Engerer und Boris Berezovsky liebevoll und kompetent gestaltete Klavierpart - aus klanglichen Gründen an zwei Flügeln ausgeführt - kann zwar den Farbenreichtum des Orchester nicht ersetzen, offenbart dafür aber so manches Detail der Satzstruktur, das bei Verwendung des großen Apparats nicht ohne weiteres hörbar wird. Der genaue Kenner des Werks wird hier und da auch auf kleine melodische oder harmonische Abweichungen von der Orchesterfassung stoßen. Das klangliche Volumen der Klaviere ermöglicht bzw. erfordert eine kleinere Chorbesetzung als sonst üblich (im vorliegenden Fall vierzig Sänger), die bei einem so hervorragenden Ensemble wie dem Kammerchor Accentus eine geschmeidigere, durchsichtigere Herangehensweise mit sich bringt; wenn dabei auch in Passagen wie "Tod, wo ist dein Stachel" auch klangliche Wucht verloren geht, so ist doch für die lyrischen Abschnitte - und die überwiegen insgesamt in diesem Stück - ein entsprechender Gewinn an Gestaltungsmöglichkeiten zu verzeichnen.
Die Aufnahme lockt mit Sandrine Piau als Sopransolistin, die ihre Aufgabe ("Ihr habt nun Traurigkeit") in der Tat geschmackvoll und ansprechend, wenn auch gelegentlich etwas unruhig, oder aber, so ganz am Ende des Satzes, allzu gerade in der Stimmführung absolviert. Ihr weniger bekannter Bariton-Kollege Stéphane Degout hinterlässt dagegen mit seinem jugendlich-kernigen Material einen deutlich runderen, geschlosseneren Eindruck.

Michael Wersin, 01.09.2007


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