home

N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Johannes Brahms, Robert Schumann

Klavierkonzert Nr. 2, Phantasie C-Dur op. 17

Wilhelm Backhaus, Sächsische Staatskapelle Dresden, Karl Böhm

Hänssler/Naxos 94.044
(72 Min., 1937, 1939) 1 CD

Wenn in den ersten Takten dieser Aufnahme das Horn sich langsam aus der Tiefe hervorarbeitet, befällt einen die Befürchtung, nun eine recht zähe Aufnahme von Brahms’ zweitem Klavierkonzert zu Gehör zu bekommen. Doch sobald die Einleitung verklungen ist, tritt ein Pianist auf, der seinen Ruf zum großen Teil mit der Spezialisierung auf Beethoven und Brahms gewonnen hat: Wilhelm Backhaus (1884–1969), der aus einem Werk, das man durchaus mit einer gewissen Berechtigung mit einer schwerfälligen Grundstimmung angehen dürfte, schon mittels seines flotten Tempos etwas Eigenes macht. Das steigert sich noch vom ersten Satz (Allegro ma non troppo) zum zweiten (Allegro appassionato), der im Vergleich zu anderen Aufnahmen stellenweise wie eine Parforcejagd durch Brahms’ Plüschsalon wirkt. Dabei steht fest: Der Pianist und sein Dirigent Karl Böhm sind sich einig. Selten beobachtet man in historischen Aufnahmen aus der Vor-Magnetband-Ära (und somit vor der Möglichkeit, Aufnahmen zu schneiden) so eine Übereinstimmung von Solist und Orchester, hier der Sächsischen Staatskapelle. Das abschließende Allegro grazioso verdient hier sein Epitheton, denn Backhaus ist nicht nur flink, sondern auch leichthändig und mit Eleganz bei der Sache.
Die folgende Phantasie C-Dur op. 17 von Robert Schumann macht deutlich, wie modern Backhaus’ Interpretationen auch heute noch sind: keine überschwänglich-emphatischen Rubati, sondern Präzision in Technik und Ausdruck, eine überlegte, manchmal geradezu zurückhaltende, das Werk ganz vor übertriebenen Individualismus stellende Auffassung.
Die Übertragung von alten 78er Schellackplatten wirkt in diesem Fall leider etwas überrestauriert, fast ohne Rauschen geschweige denn Knistern, dafür bassbetont und etwas dumpf. Eine Schellackplatte darf ruhig nach Schellack klingen, der Versuch, moderne Tontechnik nachzuahmen, führt dagegen zu eher zweifelhaften Ergebnissen.

Matthias Reisner, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


Abo

Top