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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann

Ohne Worte – Arpeggione-Sonate, Liedtranskriptionen

Nils Mönkemeyer, Nicholas Rimmer

Sony BMG 88697 38621-2
(63 Min., 10/2008) 1 CD

Man darf sich schon fragen, wie es kommen kann, dass jemand, der so gut ist, erst mit 30 seinen Einstand auf CD gibt. Andererseits ist es auch mal ganz schön, gleich bei der ersten Begegnung einen reifen Künstler vorgestellt zu bekommen, der einem onkelhafte Floskeln vom "Anlass zu schönsten Hoffnungen" erspart. Also denn: Nils Mönkemeyer katapultiert sich mit diesem Debüt mitten in die erste Liga. Der feine Schwung seiner Phrasierung lässt schon nach wenigen Tönen von Schuberts "Arpeggione-Sonate" aufhorchen. Behutsam und geradezu liebevoll, dabei weder zögerlich noch zimperlich, führt er den Bogen über sein Instrument, zwingt es nicht, zu sein, was es nicht ist, keine aufgeblasene Violine oder ein Cello im Jungbrunnen. Mönkemeyers Viola hat Grazie und Eigenwillen, Anmut und Selbstbewusstsein, kann sich ganz bescheiden zurücknehmen und immer noch deutlich machen, was sie will, und sie kann mit großer Tatkraft das Wort ergreifen, ohne einzuschüchtern. So ist es weniger die Natur des Instruments selbst, die Mönkemeyers Programm seinen Sinn gibt – nämlich mit der Viola einen textlosen Liederabend zu bestreiten. Es ist vielmehr der ausgeprägt noble Gestus der instrumentalen Stimmbehandlung, die überlegene Modulation durch alle Register, in verschiedensten Schattierungen, und es sind die gewissermaßen noblen menschlichen Qualitäten, die das Unternehmen mit Erfolg krönen.
Die penible Auswahl von Liedern, die Mönkemeyer der melodiereichen Sonate zur Seite stellt, spart bewusst solche mit engem Wort-Ton-Verhältnis aus (kein "Leiermann" ist dabei, kein "Gretchen"), dient aber ohnehin nicht als Folie für blanke Stimmimitation: Auch hier lässt Mönkemeyer seine Bratsche Bratsche sein, erspart sich und seinen Hörern theatralische Atempausen und andere Mimikry, artikuliert durchweg idiomatisch, und dennoch fehlt es den Lieder nicht an Atem und direkt erfahrbarer, liedhafter Körperlichkeit. Kongenial, will sagen: auf musikalischer und geistiger Augenhöhe, begleitet der junge englische Pianist Nicholas Rimmer seinen Kollegen auf der gesamten Exkursion, nicht um einen Deut weniger aufmerksam, weniger plastisch, weniger sensibel in der Ausformulierung seines Textes, drum eigentlich nicht Begleiter, sondern Partner. Eine wirklich reife Leistung, beiderseits.

Raoul Mörchen, 24.01.2009


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Kommentare

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Eine fantastische Kritik, nicht nur hat der Autor meines erachtens nach absolut recht-Nils Mönkemeyers CD ist absolut euphorisierend und wunder-wunderschön-die Rezension ist auch super geschrieben!!!


Diese CD ist der absolute Oberknaller, anders kann ich es nicht sagen, Nils Mönkemeyers Schubert ist die Parade-Einspielung der Arpeggione Sonate schlechthin und jedes der Lieder ist auf seine Art und Weise ein kleiner hinreissender Mikrokosmos... Schön auch, dass es noch zu begeisternde Kritiker gibt!


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